Um es vorweg zu nehmen: Vor dieser Schnecke muss sich kein Gartenbesitzer fürchten. Sie lässt das Gemüse in Ruhe. Denn die Weinbergschnecke frisst lieber welke als frische Pflanzenteile und mag auch Algen, die sie von Steinen nagt. In Berlin kann man diese Schnecke zum Beispiel im Naturschutzpark Marienfelde sehen – aber sie ist ziemlich selten.
Die Weinbergschnecke hat ihr Haus immer dabei
Die ungefähr zehn Zentimeter lange Weinbergschnecke ist beigefarben und trägt ihr eindrucksvolles Gehäuse immer mit sich herum. Noch beeindruckender aber ist ihre Unterseite, die Kriechfuß genannt wird. Mit dem bewegt sie sich vorwärts – im Schneckentempo von etwa sieben Zentimetern pro Minute. Behilflich ist ihr der Schleim, der sie vor spitzen und scharfen Gegenständen am Boden schützt und es ihr möglich machen soll, sogar über Messerklingen zu kriechen. Außerdem kann die Weinbergschnecke auf diesem Schleim sogar an Wänden hochklettern.
Orientierung mit Hilfe der Fühler
Beim Vorwärtsbewegen spielen für die Schnecke ihre Fühler eine wichtige Rolle. Sie helfen ihr bei der Orientierung. An den Enden sitzen Augen, und das Bewegen der Fühler sorgt dafür, dass die Weinbergschnecke mehr als nur geradeaus sehen kann. Vorne hat sie auch noch zwei kleinere Fühler, die ihr sozusagen als Nase dienen. Mit ihnen findet sie auch ihre Nahrung, die sie mit ihrer Raspelzunge mit 40.000 winzigen Zähnchen zerkleinert. Wenn die Weinbergschnecke auf ein Hindernis trifft, zieht sie die Fühler ein.
Das Liebesspiel der Weinbergschnecke
So interessant wie die Schnecke ist auch ihr Liebesspiel. Dazu muss man wissen, dass Weinbergschnecken Zwitter sind – jedes Tier hat männliche und weibliche Keimzellen. Bei der Paarung berühren sich die Tier am Kriechfuß, richten sich gemeinsam auf und treiben sich gegenseitig Liebespfeile in den Körper. Nach einem Monat legen die Tiere Eier, aus denen der Nachwuchs schlüpft und sofort selbständig ist. Mini-Schneckenhaus inklusive.
Ansprüche an den Lebensraum
Die Ansprüche der Weinbergschnecke an ihren Lebensraum sind hoch: Sie mag Hecken, offene Landschaften, lichte Wälder und – passend zum Namen – Weinberge. Was sie braucht, sind kalkreiche Böden, was sie nicht mag, sind intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen.
Das Tier hat noch weitere eindrucksvolle Fähigkeiten. Den Winter übersteht es mit Hilfe einer Kältestarre, bei großer Hitze zieht es sich in sein Gehäuse zurück und fällt in eine Trockenstarre.
Die Weinbergschnecke steht unter Schutz
Dass die Weinbergschnecke in manchen Gebieten als Delikatesse gilt, erwähne ich hier nur am Rande. Denn das Sammeln der Tiere ist verboten: Sie stehen unter strengem Schutz – für sie gilt das Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Wer mehr über die Weinbergschnecken wissen will, sollte sich den Film „Slow“ von Sascha Seifert ansehen.
Eine weitere Geschichte über Schnecken: