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Park & Platz Wildes Berlin

Frischlinge in Berliner Wäldern

Im März beginnt normalerweise die Zeit, in der Wildschweine Nachwuchs bekommen. Die ersten sind vermutlich schon geboren. Sehen kann man davon allerdings erst einmal wenig, denn nach der Geburt dauert es noch einige Wochen, bis die Frischlinge zum ersten Mal ihre Kinderstube im Wurfkessel verlassen. Bei einer Wanderung kann man jetzt viel über die Tiere lernen, die in Berlin schon so sehr zum normalen Anblick geworden sind, dass man sich noch nicht einmal wundern würde, wenn man ihnen am Alexanderplatz begegnete.

Frischlinge wachsen im Stadtwald auf

Fünf- bis sechstausend Wildschweine gibt es nach Einschätzung von Derk Ehlert, dem Wildtierexperten des Landes Berlin, in der Stadt. Tendenz steigend. Die meisten leben nahe der Stadtwälder, also in Charlottenburg, Köpenick, Reinickendorf, Steglitz, Wilmersdorf und Zehlendorf, wo sie auch die Frischlinge großziehen. Einer der Gründe für die hohe Zahl, so heißt es, ist der ausgeprägte Anbau von Mais im Umland – und die Vorliebe der Wildschweine dafür. Außerdem haben die klugen Tiere (wie auch Waschbären und Füchse) schon vor langer Zeit gelernt, dass es in der Nähe von Menschen immer etwas zu fressen gibt.

Ungebetene Gäste im Garten

Was Gartenbesitzer nicht immer glücklich macht, denn so manchem wurde das geliebte Grün schon über Nacht komplett zerwühlt. Das Graben mit den Rüsseln ist schließlich eine Lieblingsbeschäftigung der Wildschweine. Zäune sind kein Hindernis, sie können problemlos einen Meter hochspringen, so Derk Ehlert. Und wo sie nicht drüberkommen, graben oder rammen sie sich einfach durch. Hinzu kommt, dass die Tiere ein gutes Gedächtnis haben und sich eine gute Futterquelle (sprich: einen reich mit Obst und Gemüse bestückten Garten) über Jahre merken. Und wiederkommen. Bester Schutz vor den ungeliebten Gartenbesuchern sind hohe und stabile Gartenzäune mit festem Betonfundament und gut verschlossene Mülltonnen und Kompostbehälter.

Bitte nicht füttern!

Füttern sollte man Wildschweine also nicht, denn das lockt sie nur noch mehr an – mal ganz abgesehen davon, dass sie auch ohne menschliche Hilfe problemlos überleben. Sie sind Allesfresser, die immer etwas finden. Im Übrigen ist das Füttern der Wildtiere nach dem Landesjagdgesetz verboten, wer es trotzdem tut, riskiert bis zu 5000 Euro Strafe.

Paarungszeit bei den Wildschweinen

Aber zurück zur eingangs erwähnten Wanderung. Sie findet am 1. März (Sonntag) statt und führt zu den Wildschweinen im Wald, ihrem eigentlichen Lebensraum. Dort sind sie auf der Suche nach Eicheln und Bucheckern, wenn sie nicht schon dabei sind, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Die Paarungszeit bei Wildschweinen beginnt im November und endet im Februar. Der Forstwirtschaftsmeister Hans Lippert erzählt den Teilnehmern der Wanderung, wie die Tiere durch den Winter gekommen sind und wie sich die Rotten um die Frischlinge kümmern.

Aus dem Wurfkessel ins Abenteuer Leben

Ob man auch ein Geburtsnest (Wurfkessel) zu sehen bekommt, ist zweifelhaft, denn die sind gut versteckt. Die Weibchen suchen sonnige, trockene Plätze, die sie auspolstern und sogar mit einem Dach versehen. Der Nachwuchs kommt nach einer Tragezeit von etwa 115 Tagen (die Faustregel lautet drei Monate, drei Wochen und drei Tage) zur Welt, und zwar meistens zwischen März und Mai. Die ersten werden vermutlich in den nächsten Tagen geboren. Die ersten ein bis drei Lebenswochen verbringen sie im Wurfkessel, und wenn sie sich dann zum ersten Mal nach draußen wagen, sind sie mit ihrem braun-beige gestreiften Fell im Wald beinahe unsichtbar.

Frischlinge im Wald: Unbedingt Abstand halten

Wer eine Bache mit Jungtieren sieht, sollte unbedingt Abstand halten. In dieser Zeit ist es zudem sehr leichtsinnig, seinen Hund im Wald ohne Leine herumlaufen zu lassen. Denn die Wildschweinmütter bewachen die Frischlinge sehr aggressiv und sind auch bereit, anzugreifen – was in Berlin pro Jahr übrigens mehr als zehnmal passiert, meist aber glücklicherweise glimpflich endet. Bei einer Begegnung sollte man Ruhe bewahren, erst einmal stehen bleiben und sich dann langsam zurückziehen. Die Bache und ihre Frischlinge werden dann vermutlich das Gleiche tun…

Termin: 1. März, 11.30-13 Uhr, Ökowerk, Teufelsseechaussee 22, 14193 Berlin. Teilnahme: 4, Kinder 3, Familien 10 Euro. Infos: www.oekowerk.de

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