Ein bisschen müde sieht er ja aus, der Gartenschläfer auf dem Foto. Dabei hat er gerade sieben Monate verschlafen. Denn der kleine Nager macht dem zweiten Teil seines Namens viel Ehre – schlafen kann er wirklich gut. In Brandenburg ist er leider sehr selten. Und nicht nur dort: Naturschützer schlagen Alarm, weil die Bestände des Gartenschäfers (er wurde von der Deutschen Wildtier-Stiftung zum Wildtier des Jahres 2023 gekürt) drastisch zurückgehen.
Gartenschläfer sind nur 15 Zentimeter lang
Der Gartenschläfer gehört wie sein Verwandter, der Siebenschläfer, zu den Bilchen (auch Schlafmäuse genannt). Er ist ungefähr zehn bis 15 Zentimeter lang, mit Schwanz sind es noch einmal knapp zehn Zentimeter mehr. Seine Bauchseite ist weiß, der Rücken grau bis braun. Auffällig ist seine „Zorro-Maske“: Der kleine Nager hat eine schwarze Linie, die von den Ohren bis über die Augen reichen – sie macht den Gartenschläfer unverwechselbar.
Der Nager lebt vor allem im Wald
Der erste Teil seines Namens ist übrigens ein bisschen irreführend, denn der Gartenschläfer lebt vor allem in strukturreichen Laub- und Nadelwäldern und in Gebieten mit Steinbrüchen. Obstgärten bewohnt er aber gelegentlich auch. Sehr anspruchsvoll ist er nicht, was seinen Lebensraum betrifft – er ist ziemlich flexibel.
Unterwegs in der Nacht
Zu Gesicht bekommt man den Gartenschläfer aber fast nie, denn der Nager ist überwiegend nachtaktiv. Sobald es dunkel wird, jagt er nach großen Insekten, Schnecken, kleinen Mäusen und sogar gelegentlich Jungvögeln oder er sucht nach Eicheln, Bucheckern und Obst. Am aktivsten ist er gegen Mitternacht.
Wohn-Nester für die Tagesruhe
Tagsüber hat der Gartenschläfer eine Lieblingsbeschäftigung: schlafen. Er hält sich in seinem kugelförmigen Nest auf, das er in Bäumen baut, wohnt aber auch gerne in Nistkästen oder Baumlöchern. Für die Winterzeit bezieht er im Oktober Baumhöhlen oder Felsspalten. Darin rollt er sich zusammen und schläft bis April.
Der Nachwuchs ist mit 40 Tagen selbstständig
Danach muss er sich beeilen. Im Mai ist Paarungszeit. Und das kann man manchmal sogar hören, denn Gartenschläferweibchen zeigen mit einem lauten Pfeifgeräusch, dass sie paarungsbereit sind. Nach etwa drei Wochen Tragezeit kommt der Nachwuchs zur Welt: durchschnittlich sieben nackte und blinde Babys. Sie brauchen nur etwa 40 Tage, bis sie selbstständig sind.
Geschickter Kletterer
Die Tiere sind sehr geschickte Kletterer und bewegen sich auch sehr schnell auf dem Boden. Kälte mögen sie allerdings gar nicht und bleiben bei schlechtem Wetter auch im Sommer meist in ihrer Wohnhöhle.
Gartenschläfer sind selten geworden

Dass der Gartenschläfer so selten ist, liegt vor allem daran, dass sein Lebensraum immer kleiner wird. Ich habe gelesen, dass der Gartenschläfer das Nagetier ist, dessen Bestand in den letzten 30 Jahren am meisten zurückgegangen ist. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN, die zum Beispiel die Rote Liste der gefährdeten Arten erstellt, hat den Nager schon auf die Vorwarnliste gesetzt.
Um zu ergründen, warum der Gartenschläfer so selten geworden ist, haben sich der BUND, die Uni Gießen und die Senckenberg Gesellschaft zusammengetan und das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ ins Leben gerufen. Jeder kann sich beteiligen: Wer die kleine Schlafmaus in seinemGarten oder bei Spaziergängen beobachtet, kann sich melden. Auf der Internetseite gibt es außerdem Tipps für Gartenbesitzer, die gerne etwas für die kleine Schlafmaus tun möchten: Sie liebt möglichst naturnahe Gärten mit Hecken, Steinhaufen und Baumhöhlen.
Hoffentlich gelingt es, den Gartenschläfer, der sein Leben so sehr im Geheimen führt, vor dem Aussterben zu bewahren!
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