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Warum der Girlitz auch „Glasschneider“ genannt wird

Wer wissen möchte, woher der Girlitz seinen Namen hat, der sollte dem Vogel einfach mal zuhören. „Zr-r-rilitt“ ruft er, und mit etwas Phantasie kann man „girlitz“ daraus hören. Der kleinste europäische Fink kommt ursprünglich aus Südeuropa und dem Mittelmeergebiet, aber seit dem 19. Jahrhundert zieht er immer weiter in Richtung Norden. Auch in Deutschland ist er zu sehen und (noch) relativ häufig.

Der Girlitz und sein Gefieder

Der Girlitz (Serinus serinus), der ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Erlenzeisig und der Goldammer hat, wird etwa zwölf Zentimeter lang. Brust und Stirn sind gelb, an den Flügeln hat er dunkle und helle Streifen und an der Seite trägt er dunkle Striche auf hellem Grund. Der Schwanz ist kurz, der Schnabel ebenfalls. Beim Weibchen ist das Gelb etwas blasser und sein Gefieder hat überall schwarzbraune Streifen.

Vorliebe für hohe Bäume

Der rundliche Vogel liebt abwechslungsreiche Landschaften mit lockerem Baumbestand, vor allem einzeln stehende Nadelbäume mag er, denn er sucht erhöhte Positionen, von denen aus er seinen Gesang vorträgt. Mit den Menschen hat er wenig Probleme, er gilt als Kulturfolger. Und hat mit großen Parks und alten Friedhöfen mit hohem Baumbestand auch in Städten gute Lebensbedingungen. Aber auch Moore, Berglandschaften, Waldränder und lichte Wälder sind ideal für ihn.

Klirrend-hektischer Ruf

Dort kann man ihn oft singen hören. Zu seinem aus über 50 Silben bestehenden Repertoire gehören auch ein lockendes „zschick“, ein warnendes „wäji“ oder ein bettelndes „zilzzizziz“ – das kommt von den Jungvögeln. Allgemein ist der Girlitz-Ruf klirrend und hektisch und nicht immer angenehm fürs menschliche Ohr, was dem Vogel auch den Spitznamen „Glasschneider“ oder „Hirngrill“ beschert hat. Hören kann man ihn schon ab März und bis in den Juli hinein. Er singt auch noch im Hochsommer, und nicht nur morgens, sondern auch noch am Nachmittag.

Nestbau mit Blütenköpfen

Bei der Wahl des Standortes für den Nestbau ist der Girlitz wählerisch. Er mag gut versteckte Orte mit Weitblick, im Mittelgebirge achtet er sogar auf einen Schutz vor Wind. Meist entsteht das Nest in Nadel- oder dichten Laubbäumen. Es hat die Form eines kleinen Napfes und wird vom Weibchen mit Moos, Pflanzenfasern, Tierwolle und Blütenköpfen gepolstert.

Das Männchen versorgt das brütende Weibchen

Bis zu sechs Tage braucht das Girlitz-Weibchen, bis das Nest fertig ist. In der Zeit hält das Männchen Wache, um Artgenossen zu verscheuchen. Anschließend legt das Weibchen innerhalb von fünf Tagen bis zu fünf Eier, die es allein ausbrütet. Das Männchen versorgt es in dieser Zeit mit Nahrung. Die Brutzeit liegt bei etwa zwei Wochen. Obwohl es immer mal Angriffe von Fressfeinden wie Rabenvögeln, Katzen oder Hausratten, aber auch ungünstige Wetterbedingungen gibt, liegt der Bruterfolg mit über 70 Prozent ziemlich hoch.

Zwei Bruten im Jahr

Die Jungvögel brauchen nur etwa 16 Tage, bis sie fliegen können, sie werden dann noch etwa eine Woche von den Eltern gefüttert. Anschließend beginnt das Weibchen häufig mit der zweiten Brut. Girlitze führen eine monogame Brutehe, die Balzzeit liegt zwischen März und Mai.

Knospen, Samen und ab und zu ein Insekt

Der kleine Vogel, der es auf etwa 20 Zentimeter Flügelspannweite und auf maximal 13 Gramm Gewicht bringt, ernährt sich überwiegend vegetarisch. Er hat eine Vorliebe für Knospen und Samen von Pflanzen wie dem Löwenzahn, der Vogelmiere, dem Echten Mädesüß und dem Wiesen-Sauerampfer. Auch Samen von Bäumen mag er. Kleine Insekten und Blattläuse verschmäht er aber nicht.

Eindrucksvolle Körpersprache

Girlitze gelten als sehr verträgliche Vögel. Sie warnen einander vor Fressfeinden und zeigen ihre Zuneigung durch gegenseitiges Putzen und Schnäbeln. Nur in der Paarungszeit kann es zwar Streitigkeiten zwischen rivalisierenden Männchen kommen, aber meist beschränken sich Auseinandersetzungen auf Droh-Gebärden. Interessant ist, dass die Vögel eine eigene Körpersprache haben, vom drohenden Abspreizen der Flügel über das beschwichtigendes Wetzen des Schnabels an einem Ast bis zum Schiefhalten des Kopfes, um den Partner zum Kraulen aufzufordern. Im Herbst bilden Girlitze gern Schlafgemeinschaften mit bis zu 150 Tieren, und im Winter gesellen sich manchmal noch andere Vögel wie der Stieglitz dazu.

Der Girlitz ist ein Teilzieher

Mitteleuropäische Girlitze sind Teilzieher, das heißt, dass nur ein Teil der Population in den Süden fliegt und ein anderer im Brutgebiet bleibt oder sich nur unwesentlich davon entfernt (andere Teilzieher sind z.B. Stieglitz, Rotkehlchen und Star). Die Wintergebiete des Vogels liegen in Südeuropa.

Dieses YouTube-Video zeigt männliche und weibliche Girlitze

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