Wenn man beim Großen Zweiblatt nicht ganz genau hinschaut, übersieht man es. Denn die Pflanze schafft es, beinahe unsichtbar zu bleiben. Und das, obwohl sie zu den Orchideen gehört. In Berlin (sehr, sehr selten) und Brandenburg (selten) kann man sie sehen.
Großes Zweiblatt war die Orchidee des Jahres 1992
Was das Große Zweiblatt verraten könnte, sind seine beiden namensgebenden Laubblätter. Sie sind eiförmig und können deutlich über zehn Zentimeter lang und acht Zentimeter breit werden. Wer die Orchidee des Jahres 1992 in der Natur sehen möchte, sollte zuerst nach den auffälligen, gerippten Blättern suchen.
Wunderschöne Blüten
Die Pflanze macht auch ihrem zweiten Namen viel Ehre, denn sie kann wirklich groß werden. 50 Zentimeter sind nicht ungewöhnlich, wobei sie sehr schmal ist. Zwischen Mai und Juli bildet sie ihre etwa 20 gelbgrünen Blüten, die bei näherem Hinsehen ziemlich spektakulär sind. Die Lippe ist bis zur halben Blütenlänge in zwei „Lappen“ aufgeteilt, und mit den abstehenden Blütenblättern sieht die Blüte aus wie ein Männchen, das die Arme hebt. Sogar ein Gesicht ist zwischen den Blütenblättern zu sehen (siehe Foto).
Herabfließender Nektar lockt Insekten an
Bestäubende Insekten wie Käfer und Schwebfliegen werden mit Nektar angelockt, der an der schmalen Lippe entlangfließt. Aber auch Ameisen mögen den Nektar – die Bestäubung übernehmen sie allerdings nicht.
Die Samen sind fein wie Staub
Nach der Blüte bildet das Große Zweiblatt Kapseln, in denen staubfeine Samen heranwachsen. Sobald sie reif sind, platzen die Kapseln aus und die Samen verteilen sich mit dem Wind. Auch über die Wurzeln kann sich die Orchidee vermehren – in diesem Fall werden Wurzeln zu Sprossen, was im Pflanzenreich nicht sehr häufig vorkommt.
Symbiose mit einem Pilz
Wie viele Orchideen bildet das Große Zweiblatt eine Lebensgemeinschaft mit einem Pilz (diese Symbiose, bei der der Pilz die Pflanze mit Stickstoff, Phosphor und Spurenelementen versorgt und sich die Pflanze mit der Abgabe von Kohlenhydraten an den Pilz revanchiert, wird als Mykorrhiza bezeichnet). Diese Verbindung nutzt beiden und sichert ihr Überleben an extremen Standorten. Übrigens gibt es auch Symbiosen zwischen Pilzen und Bäumen. Ein Beispiel dafür ist der Steinpilz.
Wiesen und Wälder
Lebensraum des unter Naturschutz stehenden Großen Zweiblatts sind Laubwälder, Wiesen in Laubwäldern, Flachmoor- und Kiefernbruchwälder, aber auch Halbtrockenrasen und feuchte Wiesen, die nicht zu sonnig sind. Die Orchidee benötigt basenreiche Böden. Anders als viele andere Orchideenarten ist sie nicht an Kalk gebunden. Allerdings ist sie empfindlich gegen sauren Regen und Umweltverschmutzung.
Großes Zweiblatt und sein kleiner Verwandter
Übrigens gibt es noch eine weitere Zweiblatt-Art in Deutschland (nicht in Berlin und Brandenburg): das Kleine Zweiblatt, auch Herz-Zweiblatt genannt und deutlich seltener als der größere Verwandte. Es ist ein Winzling, der maximal 20 Zentimeter hoch wird und grünbraune Blüten trägt. Verstecken kann es sich genauso gut wie das Große Zweiblatt – im Wald wird es beinahe unsichtbar.
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