Ein Vogel, der nicht fliegen kann, hat nur wenig Überlebenschancen. Es sei denn, ihm begegnen Tierfreunde, die sein Dilemma erkennen. Einer Schwarzspecht-Dame ist es Ende Juli in Brandenburg so ergangen. Sie hatte sich den linken Flügel gebrochen. Der Vogel, der in der Natur in Berlin äußerst selten ist, landete in der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin. Dort wurde der Unterarmknochen geschient und ruhig gestellt.
Der Schwarzspecht wollte nicht fressen
Dass das ein großes Glück war, wollte das Schwarzspecht-Weibchen allerdings nicht einsehen – es reagierte auf die Rettung so aufgeregt, dass es nicht mehr fressen wollte und zwangsernährt werden musste. Das sind keine guten Voraussetzungen für die Heilung, für die der Vogel alle Kräfte braucht. Er wurde deshalb in die Wildvogelstation des Nabu gebracht, wo er seither weitgehend menschenfrei in einer Zimmervoliere wohnt. Und so viel entspannter ist, dass er wieder Futter zu sich nimmt.
Brutflächen im Grunewald
In Berlin ist der Schwarzspecht äußerst selten. Brutgebiete hat er nur im Grunewald, im Volkspark Jungfernheide und in anderen großen Forstgebieten. Er bevorzugt Buchenwälder mit genug Nadelbäumen und Totholz dazwischen. Wer den Vogel sieht, erkennt ihn sofort: an seinem schwarzen Gefieder und dem roten Streifen oben auf dem Kopf. Der Specht ist ungefähr so groß wie eine Krähe – er ist der größte der heimischen Spechte. Seine Lieblingsnahrung sind holzbewohnende Ameisen, deren Nester in Bäumen er mit dem Schnabel freilegt. Im Winter bedient er sich an Ameisenhaufen.
Der Schwarzspecht – ein Orakelvogel
Übrigens haben unsere Vorfahren den Schwarzspecht mit dem Kriegsgott Mars in Verbindung gebracht und sahen ihn als Orakel: Seine Rufe („kijä-kijäh“) und sein Flug sagte ihnen die Zukunft voraus.
Nun aber zurück zum verletzten Specht-Weibchen. Das kann, wenn alles gut geht, mit etwas Glück Mitte August wieder in die Freiheit entlassen werden – dorthin, wo es gefunden wurde.
Ähnliche Artikel: