Die Kohl-Gänsedistel gehört zu den Pflanzen, die den meisten Menschen gar nicht auffallen. Dabei kann sie locker einen Meter hoch werden. Jetzt im Herbst hat sie bessere Chancen, bemerkt zu werden, denn einige Exemplare blühen noch.
Kohl-Gänsedistel: Korbblütler mit berühmter Verwandtschaft
Auf den ersten Blick könnte man die Kohl-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) mit einem Löwenzahn verwechseln. Was nicht weiter verwunderlich ist, denn beide gehören zur Familie der Korbblütler und zur Unterfamilie der Cichorioideae (damit sind sie dann auch noch mit der Wegwarte verwandt). Die gelben Blüten von Löwenzahn und Gänsedistel ähneln sich tatsächlich sehr, und auch bei den blaugrünen, nicht glänzenden Blättern gibt es Parallelen – bei beiden Pflanzen sind sie stark gezackt. Blütezeit ist von Juni bis Oktober, oft aber sieht man sie bis in den November hinein.
Zähnchen und eine Manschette
Allerdings trägt die Gänsedistel Zähnchen – anders als man es von Disteln kennt, sind sie aber weich. Bei der Gänsedistel ist der Blätteransatz außerdem wie eine Manschette um den Stängel gelegt. Sicherstes Unterscheidungsmerkmal zum Löwenzahn aber ist die Größe – die Gänsedistel überragt ihren Verwandten deutlich.
Vier Gänsedistel-Arten in Mitteleuropa
Die Kohl-Gänsedistel ist eine von vier in Mitteleuropa heimischen Gänsedistel-Arten (die anderen heißen Acker-, Sumpf- und Raue Gänsedistel). In wärmeren Gebieten gibt es aber noch sehr viele andere Arten, die sich teilweise sehr unterscheiden. Ihren „tierischen“ Namen verdankt die Pflanzengattung übrigens der Vorliebe von Gänsen für sie.
Alte Gemüsepflanze
Weil die Kohl-Gänsedistel eine Vorliebe für Brachen, Äcker und Wegränder mit nährstoffreichen Böden hat, wird sie oft für Unkraut gehalten. Dabei sagt schon der erste Teil ihres Namens einiges aus: Früher kannte und schätzte man die Kohl-Gänsedistel als Gemüsepflanze (aus gutem Grund ist sie auch als Gemüse-Gänsedistel bekannt).
Aufstriche, Salate und Suppen
Man kann sie zu Salat oder Aufstrichen verarbeiten oder auch wie Kohl zubereiten, z.B. zu Suppen. Ihr herzhaft-würziger Geschmack ist auch ähnlich wie der des Kohls (daher der Name). Besonders lecker sind die Blütenböden, aber auch die Blätter schmecken gut – bei jungen Pflanzen isst man sie roh, bei älteren werden sie gedünstet.
Heilmittel gegen Skorpionbisse und Hautleiden
Die Pflanze hat auch medizinische Wirkung, die schon seit sehr langer Zeit bekannt ist. Mediziner im alten Griechenland setzten sie sogar als Heilpflanze gegen Skorpionbisse ein. Ihr Milchsaft (auch den hat sie mit dem Löwenzahn gemeinsam) wirkt gegen Hautleiden und Warzen und die Pflanze wird allgemein gegen Fieber, Kurzatmigkeit, Ausschläge und Leberschwäche eingesetzt. Neben dem Saft werden die Blätter und die Samen verwendet.
Samen mit Flugschirmen
Blütezeit der Kohl-Gänsedistel ist zwischen Juni und Oktober, anschließend entstehen die Früchte. Sie haben sehr viel Ähnlichkeit mit den „Pusteblumen“ beim Löwenzahn: Die Samen sind mit weißen Flugschirmen ausgestattet und werden mit dem Wind weitergetragen.
Kohl-Gänsedistel im Garten
Wer eine Kohl-Gänsedistel im Garten entdeckt, kann sie in der Küche verarbeiten oder sich zumindest an der späten Blütenpracht freuen. Fürs nächste Jahr kann man ein paar Samen aufheben und im Frühling in die Erde stecken. Zum Abrupfen und Wegwerfen ist die Pflanze aber wirklich zu schade. Abgesehen davon ist sie als echte Pionierpflanze ziemlich unempfindlich – und mit ihren bis zu einen Meter langen Wurzeln auch gar nicht so leicht loszuwerden…