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Lautloser Jäger: die Waldohreule

Auf ihre Tarnung kann sich die Waldohreule wirklich verlassen. Die ist so perfekt, dass der schöne Vogel tagsüber auf Ästen im Park sitzen kann, ohne bemerkt zu werden. Allerdings sind die Chancen, ihn zu sehen, ohnehin nicht groß, denn er ist in Berlin und Brandenburg ziemlich selten.

Die Waldohreule jagt im Dunkeln

Die Waldohreule, die ihren Namen den großen Federohren verdankt, ist ein bisschen kleiner als der Waldkauz.  Auffällig ist auch der Gesichtsschleier, während das beige-braun gefleckte Gefieder die perfekte Tarnung ist. Die großen gelborangefarbenen Augen sind so scharf, dass die dämmerungs- und nachtaktive Waldohreule problemlos bei Dunkelheit sehen kann.

Schlafplatz auf dem Baum

Lebensraum der Eule sind offene Kulturlandschaften, in denen sie gut jagen kann, zu denen aber auch Bäume und Hecken gehören – die braucht sie für die Brut und als Schlafplatz am Tag. In dichten Wäldern aber sieht man sie eher selten, es sei denn, es gibt genug Freiflächen.

Lieblingsspeise: Mäuse

Von ihrem Sitz auf einem Baum aus wartet die Waldohreule auf Beutetiere, deren Bewegungen sie hören kann (übrigens dienen die Federohren nicht dem Hören, sondern nur zum Imponieren). Sobald sie ein Tier entdeckt, setzt sie zum Flug an – sie fliegt absolut geräuschlos. Auch Insekten stehen auf ihrem Speiseplan, die Hauptbeutetiere aber sind Mäuse.

Ende März beginnt die Brutzeit

Den Winter verbringen die Vögel in größeren Gruppen. Schon im Spätwinter beginnen sie mit der Balz, Ende März mit der Eiablage. Als Brutplätze nutzen Waldohreulen gerne verlassene Vogelnester oder Eichhörnchenkobel. Die Kinderstube ist allerdings nicht lange bewohnt: Die Jungen schlüpfen nach einem Monat und verlassen schon drei Wochen später das Nest – zu der Zeit können sie noch nicht fliegen und werden von den Eltern weiter versorgt. Wenn Gefahr droht, dann fauchen die Altvögel den Angreifer an und spreizen die Flügel – der Nachwuchs guckt es ihnen ab. Überhaupt sind Waldohreulen begabte  Schauspieler: Fressfeinden gegenüber tun sie manchmal so, als ob ihre Flügel verletzt sind und lenken so von ihrem Nest ab. Dieser Trick funktioniert fast immer!

Was das Gewölle der Waldohreule verrät

Auch wenn man die Waldohreule nur selten sieht, Spuren hinterlässt sie trotzdem. Eulen nämlich, die ihre Beute komplett verspeisen, speien unverdauliche Reste ihres Fressens anschließend wieder aus. Dieses sogenannte Gewölle ist länglich und enthält vor allem Tierhaare, Federn und Knochen. Manchmal findet sich das in Einzelteile zerlegte komplette Skelett einer Maus darin! Wer solche Gewölle entdeckt, kann sich an den Nabu (Tel.: 9 86 08 37-0)  wenden und die Stelle melden – vermutlich ist ein Waldohreulen-Schlafbaum in der Nähe.

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10 Antworten auf „Lautloser Jäger: die Waldohreule“

Hallo Frau Böttcher ,
ich möchte gern Kunstnester für Waldohr Eulen im Berliner Umland anbringen und bräuchte dafür helfende bzw kletternde Mitstreiter . Können Sie mir evtl einen Kontakt herstellen ?
Mit freundlichen Grüßen
Henry Nandzik

Ulrich Seipelt
Seit Juli 2015 sind unsere Waldohreulen Dauergäste im Garten. Über den Sommer sind nur die Einjährigen da, aber ab Oktober kommt die ganze Meute wieder zurück. Auf Grund ihrer guten Tarnung hört meine Zählung immer bei `15` auf, aber sicher sind es noch mehr! Von den noch nicht geschlechtsreifen Küken, vom letzten Jahr, sind 4 durchgängig unsere Gäste.
Grüße aus Hönow

Seit einigen Wochen sind ab ca. 22:30 diese Laute in Alt-Treptow zu hören, ich habe im Halbdunkel mehrere Exemplare fliegen sehen, die stark nach Eulen aussahen. Sie scheinen bei uns im Hof zu nisten.
Klingen Ästlinge der Waldohreulen so? https://vimeo.com/222292234

Hallo – und vielen Dank für die Stimmprobe!
Es können tatsächlich junge Waldohreulen sein, ihr Ruf ist ein kurzes „Szi“, mit dem sie nicht nur Hunger äußern, sondern auch Kontakt zu den Eltern halten. Ich habe ein YouTube-Video mit dem Ruf einer jungen Waldohreule gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=QizJg9TEsvE . Aber ich schicke die Stimmprobe mal an einen Experten und gebe Ihnen dann Bescheid.
Mit freundlichen Grüßen
Silke Böttcher

Lieber Herr Hessburg,
Katrin Koch vom Nabu-LV Berlin (Wildtierberatung) hat sich die Stimmprobe angehört. Ihre Antwort:
„Es handelt sich in der Tat um die Kontaktrufe von jungen Waldohreulen. Die Vögel brüten z.B. in Krähennestern. In der Ästlingsphase haben die Eulen ihr Nest verlassen und halten sich in der Deckung nahe des Niststandortes auf. Über die Rufe finden sich Eltern und Jungvögel, da diese auch außerhalb des Nestes mit Nahrung versorgt werden.“
Herzliche Grüße von Silke

Hallo Herr Hessburg

Ich wohne auch in Treptow (allerdings nicht Alt-Treptow) und höre seit ca. 3-4Tagen die gleichen nächtlichen Rufe und bin beim Versuch sie zu identifizieren hier gelandet. Schön das ich es jetzt weiß. Ich habe 3 Exemplare gezählt. Das Junge scheint schon ziemlich groß zu sein.

Viele Grüße

Hallo Frau Böttcher,
interessiert habe ich gerade Ihren Artikel gelesen. Sehr überrascht was ich darüber, dass es in Berlin und Umgebung kaum Waldohreulen gibt. Um so mehr freue ich mich jetzt, dass wir jeden Abend eine Waldohreule mit ihren Jungen beobachten können. Ich habe schon einige Tonaufnahmen gemacht von ihren bellenden Warnrufen. Sind Sie sich sicher, dass der NABU dafür interessiert. Dann würde ich dort Bescheid geben.
Lieber Gruß

Hallo!
Sehr häufig ist die Waldohreule tatsächlich nicht in Berlin. Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich der Nabu dafür interessiert, vor allem, wenn die Eule bei Ihnen regelmäßig zu sehen ist. Der Nabu freut sich auch, wenn man ihm Gewölle-Funde meldet, weil die Experimente daraus viele Schlüsse ziehen können.
Herzliche Grüße von Silke

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