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Das Maiglöckchen: Wunderschön und sehr giftig

Das Maiglöckchen trägt seinen Namen wirklich zu Recht. Es blüht im Mai (und Juni), und Glöckchen trägt es auch. In Berlins Wäldern kann man es jetzt sehen und sich an dem schönen Anblick freuen.

Maiglöckchen in Berliner Wäldern

Die Pflanze, die zu den Spargelgewächsen gehört (wie das Schattenblümchen, das vor kurzem Thema dieses Blogs war), ist im lichten Wald noch ziemlich häufig. Bevor sie blüht, sieht man die zwei, manchmal auch drei Blätter, die zusammengerollt wie lange Stifte aus dem Boden ragen. Nach einer Weile entfalten sie sich. Die Blätter, die in Zweiergruppen am Stängel sitzen, sind lang, schmal und spitz zulaufend.

Weiße Glocken mit intensivem Duft

Zwischen Ende April und Juni bildet das Maiglöckchen Blütentrauben bis bis zu zehn breiten weißen Glöckchen mit gezacktem Rand (siehe Foto). Jede Blüte hängt an einem kleinen Stiel, und wer in die Nähe der etwa 20 Zentimeter hohen Pflanze kommt, der bemerkt den intensiv-süßen Duft, den sie verströmt. Er wirkt unwiderstehlich auf Insekten, vor allem Bienen. Nektar übrigens bildet das Maiglöckchen nicht, dafür aber ein saftreiches Gewebe am Grund des Fruchtknotens. Insekten, die an den Saft heranwollen, bohren oder beißen den Knoten auf.

Vögel lieben die roten Beeren

Nach der Blüte entstehen die roten Beerenfrüchte, in denen jeweils sechs Samen stecken. Verbreitet werden sie zum Beispiel von Vögeln, die die Beeren fressen und die Samen anschließend wieder ausscheiden. Die Pflanze nutzt aber noch eine andere Verbreitungsform: ein bis zu 50 Zentimeter tief wurzelndes und kriechendes Rhizom (Erdspross).

Wo das Maiglöckchen wächst

Das Maiglöckchen (botanischer Name: Convallaria majalis) wächst vor allem in lichten Laub- oder Kiefernwäldern und dort meist in größeren Beständen. Auch als Gartenpflanze ist es beliebt.

Vorsicht, sehr giftig!

Ein bisschen Vorsicht ist allerdings geboten, denn das Maiglöckchen ist sehr giftig. Es enthält unter anderem starke herzwirksame Glycoside (sogenannte Cardenolide), und zwar in allen Pflanzenteilen, vor allem aber in den Blüten und Samen. Berühren kann zu Augen- und Hautreizungen führen, Verzehr zu Übelkeit, Herzrhythmusstörungen, beschleunigtem Puls und bei größeren Mengen zum Herzstillstand. Wer Maiglöckchen in die Vase stellt, sollte bedenken, dass die giftigen Substenzen ins Wasser übergehen – die Vase sollte also immer weit entfernt von Kindern stehen. Giftnotruf:

Verwechslungsgefahr mit Bärlauch

Wegen der Giftigkeit des Maiglöckchens (es war übrigens Giftpflanze des Jahres 2014) sollte man auch aufpassen, wenn man auf der Suche nach Bärlauch ist (in Berlin und Brandenburg ist das allerdings nicht erlaubt, weil Bärlauch extrem selten ist). Die Blätter von Maiglöckchen und Bärlauch sehen sich ziemlich ähnlich.

Die Unterschiede

Ein paar Unterschiede gibt es aber: Bärlauchblätter duften sehr intensiv nach Knoblauch, sie sitzen einzeln am Stängel und wachsen direkt aus ihm heraus (beim Maiglöckchen „umfassen“ sie den Stängel). Die Maiglöckchen-Blätter sind außerdem meist etwas später dran als die des Bärlauchs.

Maiglöckchen als Heilpflanze

Interessant finde ich, dass das Maiglöckchen auch heilende Wirkung hat. Der Trockenextrakt wird bei Herzkrankheiten eingesetzt, gelegentlich auch zur Vorbeugung bzw. Nachbehandlung von Schlaganfällen und gegen Epilepsie. Selbstbehandlung ist allerdings aufgrund seiner Giftigkeit nicht zu empfehlen. Ausnahme sind homöopathische Heilmittel aus der Apotheke.

Telefon Giftnotrufzentrale Berlin: 030/192 40

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