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Aufmerksamkeit fürs Große Mausohr

Das Große Mausohr hat einen Lieblingsort: Die Fledermaus liebt Kirchen. Es wird gesagt, dass sie mehr Zeit in der Kirche verbringt als der Pastor… Kein Wunder: Sie lebt auf dem Dachboden, wo es meist genug Platz für sie gibt. In diesem und dem nächsten Jahr wird dem Tier mehr Aufmerksamkeit zuteil: Es wurde von BatLife Europe zur Fledermaus des Jahres gekürt.

Großes Mausohr ist die größte heimische Fledermausart

Mit 40 Zentimetern Flügelspannweite ist das Große Mausohr (Myotis myotis) die größte heimische Fledermausart. In Europa ist sie weit verbreitet. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Dachböden von Kirchen oder anderen großen Gebäuden. Wichtig ist, dass sie störungs- und zugluftfrei sind. Im Sommer ziehen die Weibchen dort ein, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen. Meist bilden die wärmeliebenden Tiere dann große sogenannte Wochenstuben – nicht selten sind es 2000 und mehr Fledermäuse. In den Gebäuden suchen sie nach geeigneten Plätzen und verbringen den Tag kopfüber hängend.

Kein Nest für den Nachwuchs

Die Jungen kommen Anfang Juni zur Welt. Die Mutter sucht sich kurz vorher einen geschützten Platz. Ein Nest gibt es nicht – das Junge gleitet in die Schwanzflughaut der Mutter und beginnt anschließend sofort, die Zitzen der Mutter zu suchen.

Ein Weibchen übernimmt die Betreuung

Für einige Wochen halten sich die Jungtiere ausschließlich in der Wochenstube auf. Während die auf Jagd gehen, beaufsichtigt ein erwachsenes Tier die Jungen. Obwohl die jungen Fledermäuse dicht beieinander hängen, finden die Mütter ihren Nachwuchs ohne Probleme wieder: Sie erkennen ihn am Geruch und seinen Rufen.

Umzug ins Winterquartier

Die Männchen verbringen die Sommertage ebenfalls auf Dachböden oder in Hohlräumen von Gebäuden. Auch Fledermauskästen nehmen sie an. Ende August beginnt der Umzug des Großen Mausohrs ins Winterquartier. Das kann bis zu 200 Kilometer vom Sommerquartier entfernt liegen. Die Tiere bevorzugen dabei Felshöhlen, Tunnel, tiefe Keller und Stollen. Wichtig für die Tiere ist, dass sie in der kalten Jahreszeit nicht gestört werden. Auch die mikroklimatischen Bedingungen müssen für den Winterschlaf stabil bleiben. Deshalb sind Höhlen besonders geeignet.
In Berlin dient zum Beispiel die Zitadelle Spandau als Winterquartier. Kürzlich kam noch eine alte Kellerruine aus dem Zweiten Weltkrieg dazu, die vom NABU Berlin als Fledermausquartier hergerichtet wurden. Auch dort wurde die Fledermaus des Jahres schon gesichtet.

Das Jagdgebiet

Das Große Mausohr jagt vor allem in alten Laubwäldern. Die Tiere fliegen dicht über dem Boden und suchen nach Käfern, die sie am Rascheln im Laub erkennen. Sie bevorzugen offene und niedrig bewachsene, insektenreiche Bodenflächen.

Gefährdung

Der Bestand der Fledermausart ist stabil, allerdings leidet sie unter dem Verlust von Landschaftsbestandteilen wie Hecken oder Waldrändern, unter dem Rückgang des Insektenreichtums und durch die Sanierung der Gebäude, die ihr als Quartier dienen. Bei diesen Arbeiten gehen häufig die Ein- und Ausflugmöglichkeiten verloren.

Einsatz für das Große Mausohr

Kit Stoner, Vorsitzender von BatLife Europe: „Das Große Mausohr ist auf besondere Weise mit dem Menschen verbunden – in vielen europäischen Ländern wählen die Weibchen Kulturdenkmäler wie Kirchen und Schlösser als Kinderstube aus, was uns zeigt, wie sehr der Mensch für das Überleben der Fledermäuse verantwortlich ist und wie wichtig ein Netzwerk aus Kultur- und Naturlandschaften ist.“

Mehr Artikel über Fledermäuse

Auf der Seite des NABU finden Sie Porträts heimischer Fledermaus-Arten

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