Nein, die Pflanze auf dem Foto ist keine Brennessel. Auch wenn sie auf den Blick sehr ähnlich aussieht. Es ist eine Melisse, aufgrund ihres zitronigen Duftes auch als Zitronenmelisse bekannt. Mit der Brennessel hat sie aber einiges gemein: Beide sind bekannte und sehr wirksame Heilpflanzen.
Die Melisse: seit Urzeiten als Heilpflanze bekannt
Die Melisse wurde schon vor vielen Jahrhunderten zum Heilen unterschiedlicher Beschwerden eingesetzt. Unzählige berühmte Heiler haben sich mit ihr befasst. Hildegard von Bingen zum Beispiel schrieb einst über sie: „Die Melisse ist warm. Ein Mensch, der sie isst, lacht gerne, weil ihre Wärme die Milz beeinflusst und daher das Herz erfreut wird.“
Karl der Große ordnete den Anbau an
Paracelsus hielt sie für das beste Kraut fürs Herz und setzte es auch gegen Asthma und zur Erneuerung der Kräfte ein. Und Plinius freute sich, dass Bienen die Blüten der Melisse besonders lieben. Auch Herrscher ließen sich beeindrucken. Karl der Große ordnete den Anbau der Pflanze in den Staatsgütern an. Womit geklärt wäre, dass die Melisse wirklich eine sehr besondere Heilpflanze ist.
Blätter wie bei der Brennessel
Die Zitronenmelisse (Melissa officinalis) gehört wie Lavendel und Thymian zu den Lippenblütlern. Ihre Heimat ist das Gebiet um das östliche Mittelmeer. Kein Wunder, dass sie es sonnig und warm mag! Sie wird bis zu 80 Zentimeter hoch und trägt gegenüberliegend angeordnete längliche Blätter, die an den Rändern eingekerbt sind. Und tatsächlich Ähnlichkeit mit Blättern der Brennessel haben. Allerdings kann man sie ungefährdet anfassen – sie haben keine Brennhaare.
Wunderschöne weiße Blüten
Blütezeit der Melisse ist zwischen Juli und August. Dann schmückt sich die Pflanze mit vielen wunderschönen weißen, ab und zu auch leicht gelben oder rötlichen Blüten, die in den Blattachseln sitzen – jetzt hat die Pflanze ein bisschen Ähnlichkeit mit Taubnesseln. Bestäubt werden die Blüten vor allem von Bienen und Hummeln.
Heilkräftige Inhaltsstoffe
Was die Melisse so heilkräftig macht, sind Bestandteile wie Rosmarinsäure, ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harze und Saponine. Verwendet wird die ganze Pflanze, besonders viel steckt in den Blättern. Man sollte sie vor der Blütezeit ernten.
Entkrampfend und beruhigend
Der Einsatzbereich ist eindrucksvoll: Melisse entkrampft und beruhigt, sie wirkt antibakteriell. Hilfreich ist sie bei Beschwerden des Herzens und des Magen-Darm-Traktes. Auch bei Unruhe und Nervosität, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und sogar Depressionen kann sie helfen. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass die Pflanze die Gehirnleistung stärkt.
Tee als Einschlafhilfe
Einsetzen kann man die Melisse als Tee. Wer nicht gut einschlafen kann, trinkt abends eine Tasse (eventuell mit etwas Honig gesüßt). Bei Erkältung unterstützt der Tee die Atmung, bei Verdauungsproblemen wirkt er entkrampfend. Auch Nervosität kann durch Melissentee gelindert werden. Und ich habe gelesen, dass der Tee gegen Wechseljahresbeschwerden von Unruhe über Schlaflosigkeit bis zu Hitzewallungen wirksam sein kann.
Hilfreich bei Insektenstichen
Äußerlich angewandt, wirkt Melisse hautpflegend. Auch Insektenstiche und Blutergüsse heilen besser. Bei unreiner und fettender Haut kann ein Dampfbad mit Melissenkraut hilfreich sein, und auch bei Lippenherpes kann das Kraut helfen.
Ätherisches Öl für die Naturkosmetik
Das ätherische Öl wird schon seit langer Zeit zum Beispiel in der Naturkosmetik, aber auch in der Parfümerie eingesetzt. Sogar Likör kann man daraus machen. So steckt Melisse (u.a. neben Wermutkraut) auch im berühmt-berüchtigten Absinth. Und: Sie kennen bestimmt den Melissengeist, den man in der Apotheke bekommt und der gegen Unruhe und viele anderen Beschwerden helfen kann.
Einsatz in der Aromatherapie
Auch in der Aromatherapie ist Melisse beliebt. Sie können das ätherische Öl pur kaufen (zum Beispiel in Bio-Qualität bei Primavera ) und dann in der Duftlampe oder als Zutat für ein Hautpflegeöl (zwei Tropfen in 50 Milliliter Mandelöl mischen) nutzen. Das Öl ist sehr wertvoll und entsprechend teuer.
Einsatz in der Küche
Nicht zuletzt hat Melisse auch Talente in der Küche. Sie würzt Salate, gibt Süßspeisen und Getränken eine erfrischende Note und passt wegen ihres zitronigen Aromas auch gut in sommerliche Tees.
Melisse für Garten oder Balkon
Es lohnt sich also sehr, die Pflanze auf dem Balkon oder im Garten anzubauen – natürlich auch, weil sie bei Bienen und Hummeln so beliebt ist. Sie hat keine großen Ansprüche an ihren Standort (Sonne ist wichtig) und kommt auch mit Frost gut zurecht. Man bekommt sie als Saatgut oder als Topf in guten Gartencentern. Übrigens: Reiben Sie immer mal an einem Melissen-Blättchen – der Duft sorgt sofort für Sommerlaune!
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