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Bio-Stoffe: Mode-Ideen aus ungewöhnlichen Fasern

Baumwolle und Lein als pflanzliche Grundzutaten für Stoffe sind ja altbekannt. Aber in Zeiten, in denen auf vielen Baumwollfeldern reichlich Pestizide eingesetzt werden, suchen immer mehr Menschen nach Alternativen in Bio-Qualität und nach anderen nachhaltigen Stoffen. Beim Greenshowroom der Berlin Fashion Week vor einigen Wochen wurden einige ganz neue Materialien vorgeführt. Grund genug, sich ihnen mal zu widmen.

Bio-Stoffe aus Brennessel, Soja und Bambus

Hanf (die Faser wird aus den Stängeln der Pflanze gewonnen) und Brennessel-Fasern sind längst etabliert oder zumindest ziemlich bekannt (über Nesselstoffe gab es auch schon einen Eintrag in diesem Blog), aber wussten Sie, dass man zum Beispiel aus Soja Fasern herstellen kann? Auch Bambus (siehe Foto) ist eine Zutat für sehr leichte und atmungsaktive Bio-Stoffe.

Tencel und Tyvek

Eine weitere neue Faser ist Lyocell, auch Tencel genannt. Sie besteht aus Zellulose, die mit einem mehrstufigen, umweltschonenden Verfahren aus Holz gewonnen wird. Man kann daraus Jeans herstellen, aber auch Funktionskleidung für Sport, denn der nachhaltige Stoff nimmt weitaus mehr Feuchtigkeit auf als Baumwolle.

Tyvek ist ein Vliesstoff, der aus Polyethylen hergestellt wird und vor allem im Baugewerbe (für Schutzanzüge) eingesetzt wird. Das recycelbare Material, das sich ein bisschen wie Papier anfühlt, wird aber inzwischen auch in der Mode eingesetzt – das Label Luxaa zum Beispiel verarbeitet es zu Fäden und macht daraus luftig-weiche und atmungsaktive Pullover.

Auch Milch und Algen werden zu Stoffen verarbeitet

Man kann aus Milch Stoffe herstellen, und sogar Algen werden inzwischen verarbeitet. „Seacell“ heißt die Faser, die als besonders hautfreundlich gilt, weil die gesunden Inhaltsstoffe der Algen an den Körper abgegeben werden. Sogar färben kann man mit Algen. Die Designerinnen Rasa Weber und Johanna Glomb vom Label „Blond and Bieber“ haben ein Verfahren entwickelt, um Textilien und Leder in kräftigen Farben zu bedrucken.

Eine kluge Idee: die Methode „Cradle to Cradle“

„Cradle to Cradle“ („Von der Wiege bis zur Wiege“) ist eine Methode, textile Müllberge zu vermeiden. Schließlich landen pro Jahr ungefähr drei Milliarden Tonnen Stoff auf der Müllhalde! Was für diese nachhaltigen Stoffe verbraucht wird, geht später in den biologischen Kreislauf zurück – ist kompostierbar oder wird zu neuen Produkten umgearbeitet. In die Richtung gehen auch Ideen wie „Upcycling“ (Ausschussware oder Reste werden zu neuen Kleidungsstücken verarbeitet). So haben Nachwuchs-Designer der Esmod-Modeschule für das Unternehmen Hess-Natur eine ganze Kollektion entworfen, die auf dem Laufsteg beim Greenshowroom einen ziemlichen Eindruck hinterlassen hat.

Für Wildseide muss keine Raupe ihr Leben lassen

Ganz und gar nicht neu ist Seide, die aus den Kokons von Seidenraupen gewonnen wird. Weil die konventionelle Herstellung aber für die Schmetterlinge tödlich endet (die Kokons mit den Raupen darin werden in kochendes Wasser geworfen), haben findige Menschen auch hier Ideen entwickelt, um Seide zum nachhaltigen Bio-Stoff zu machen. Für Wildseide zum Beispiel wird abgewartet, bis die Schmetterlinge ein Loch in den Kokon gebohrt haben und ausgeflogen sind – die Seide ist erkennbar an winzigen Knötchen, denn das Loch sorgt dafür, dass kein durchgehender Faden entsteht. Und dann gibt es auch noch das Verfahren, ein winziges Loch in die Kokons zu schneiden, durch das die Falter dann schlüpfen. Der indische Designer Chandra Prakash Jha (Label Cocccon) zum Beispiel nutzt dieses Verfahren für seine zarten Seidenstoffe und gibt ganz nebenbei noch den Frauen eines indischen Dorfes fair bezahlte Arbeit.

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