Das Rote Waldvögelein ist eine der schönsten heimischen Orchideen. Die Chancen, es in Brandenburg zu sehen, sind sehr gering, aber ein paar Exemplare gibt es. Und ihre Standorte werden gehütet wie Staatsgeheimnisse. Was auch daran liegt, dass es leider Menschen gibt, die sich mit Angucken und Freuen nicht begnügen können – sie wollen diese Schönheiten besitzen. Verhindern kann das nur diese Geheimhaltung der Standorte.
Das Rote Waldvögelein ist streng geschützt
Trotzdem ist das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra) so selten, dass es in ganz Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht. In Berlin gilt es als vom Aussterben bedroht, in Brandenburg als stark gefährdet. Und es steht wie alle heimischen Orchideen unter strengem Naturschutz.
Eine Blüte wie ein kleiner Vogel
Warum das Rote Waldvögelein seinen Namen trägt, das erklärt sich, wenn man seine Blüten betrachtet. Ihre Form erinnert tatsächlich an kleine Vögel. Und den Namensteil „Wald“ bekam es, weil es am liebsten am Rand lichter Wälder steht.
Zartrosa bis hellviolett
Die Pflanze wird etwa 20 bis 70 Zentimeter hoch. Sie hat lange, schmale Blätter, die im oberen Teil kleiner werden. Meist trägt sie maximal fünf Blüten, aber größere Exemplare können bis zu 20 entwickeln. Jede einzelne Blüte ist zartrosa bis hellviolett und kann bis zu fünf Zentimeter groß werden. Sie teilt sich auf in bis zu einen Zentimeter lange oval-längliche Kronblätter (Petalen), bis 23 Millimeter lange Kelchblätter (Sepalen) und die bis zu 20 Millimeter lange, spitz zulaufende und nach unten gebogene Lippe.
Das Geheimnis der Mykorrhiza
Blütezeit des Roten Waldvögeleins ist zwischen Ende Mai bis Ende Juli. Bestäubt werden die Blüten meist von Fliegen, die für ihre Mühe allerdings nicht mit Nektar belohnt werden. Anschließend reifen die Samen heran. Und hier zeigt sich eine Besonderheit der Orchideen: Die Samen enthalten kaum Nährgewebe und brauchen für die Keimung deshalb einen Wurzelpilz (Mykorrhiza), der ihnen wichtige Nährstoffe liefert.
Vorliebe für lichte Wälder
Bevorzugte Standorte der Orchidee sind lichte, trockene Buchen- und Laub-Mischwälder mit kalkhaltigem Boden und Waldränder. Der Kalkgehalt im Boden bestimmt die Färbung: Je kalkreicher er ist, desto kräftiger ist die Farbe des Roten Waldvögleins. Die Pflanze verträgt Schatten, aber auch Halbschatten und mögen es warm. Wenn sich die Lichtverhältnisse verschlechtern, vermehrt sich die Pflanze an dieser Stelle nicht mehr. Naturschützer pflegen deshalb die Standorte der Orchidee – sie verhindern eine Verbuschung.
Umforsten bedroht das Rote Waldvögelein
Gefahr droht dem Roten Waldvögelein auch durch das Umforsten von Laubwäldern in Fichten-Monokulturen und durch Ausgraben bzw. Abpfücken. Dass das verboten ist, habe ich ja schon erwähnt. Das Ausgraben würde aber auch nichts bringen, weil die Pflanze auf den Mykorrhiza-Pilz angewiesen ist. Falls Sie also einmal das Glück haben sollten, ein Rotes Waldvögelein in der wilden Natur zu sehen, dann freuen Sie sich, machen ein Foto und lassen die Pflanze dann dort, wo sie steht.
Weitere Artikel über heimische Orchideen
Anzeige: