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Mal raus Wasser Wildes Berlin

Das Konzert der Singschwäne

Können Sie sich vorstellen, dass es Tiere gibt, die sich ausgerechnet das kalte Deutschland als Winterziel ausgesucht haben? Die sogar weite Strecken auf sich nehmen, um hierherzukommen? Der Gast, um den es hier geht, lebt normalerweise in der russischen Taiga, Island oder Skandinavien – und im Vergleich zu dort sind die deutschen Winter geradezu mild. Die Rede ist vom Singschwan, den man auf den ersten, naja, vielleicht auch auf den zweiten Blick mit dem bei uns heimischen Höckerschwan verwechseln könnte. Aber es gibt Unterschiede, und den wichtigsten trägt der Vogel in seinem Namen.

Eindrucksvoller Singschwan-Gesang

Der Ruf des Singschwans ist posaunenartig, manchmal erinnert er ein bisschen an die Trompetenstöße von Kranichen.  Auf alle Fälle gehört er zu den Tierstimmen, die man nie wieder vergisst, wenn man sie einmal gehört hat. Glücklicherweise scheint der Singschwan seine Gesangs-Stimme auch zu mögen, und so sorgt er im Winterasyl für vielstimmige Konzerte in vielen Tonarten: Er ist in Balz-Stimmung! Schon im Winterquartier beginnt er damit und setzt die Balz dann später im Brutgebiet fort.

Winterquartier im Nationalpark Unteres Odertal

Berliner müssen gar nicht weit fahren, um den Gesang der Singschwäne zu hören. Ihre Vorliebe für flache Seen, langsam fließende Gewässer und überflutete Polder zieht die Vögel mit dem schneeweißen Federkleid und den schwarz-gelben Schnäbeln in fast jedem Winter in den Nationalpark Unteres Odertal östlich von Berlin – die Schwäne überwintern dort. Und weil sie zur Paarungszeit im Februar besonders gesangsfreudig sind, lädt der Nationalpark seit einigen Jahren regelmäßig zu den Singschwantagen nach Criewen ein.

In diesem Jahr waren sie eigentlich vom 28. bis 30. Januar geplant, aber aufgrund der Corona-Pandemie wurden sie wie schon voriges Jahr abgesagt. Sehen kann man die schönen Vögel aber trotzdem. Die ersten Tiere sind inzwischen in Criewen angekommen. Mit etwas Glück kann man sie sehen.

Bis zu 1000 Singschwäne überwintern hier

Bis zu 1000 Singschwäne halten sich im Winter im Nationalpark auf. Sie bleiben etwa bis März und dann starten sie zum Flug in den im Norden gelegenen Brutgebieten. Am besten sind die Chancen, sie zu sehen, in kalten Winternächten bis Mitte Februar.

Führungen gibt es in diesem Winter nicht, aber zumindest eine Online-Variante können Sie auf YouTube erleben: In dem Film informiert Rangerin Milena Kreiling über die seltenen Wintergäste.

Viele andere Vogelarten sind ebenfalls zu sehen

Wer auf eigene Faust kommt, kann nahe der Polderwiesen auf dem Deich nach den Singschwänen Ausschau halten. Um die Tiere nicht aufzuscheuchen, sollte man gedeckte Kleidung tragen. Fernglas nicht vergessen!

Übrigens ist Deutschland hinter Dänemark das wichtigste Überwinterungsgebiet für Singschwäne. Und im Nationalpark kann man in dieser Zeit noch viele weitere Wintergäste sehen, darunter viele Entenarten, den Gänsesäger und mit etwas Glück Seeadler, die jetzt schon mit der Balz beginnen.

Unterschiede zum Höckerschwan

Die Ähnlichkeit der Singschwäne mit Höckerschwänen ist groß, aber ein auffälliger Unterschied ist der gelbe Schnabel. Außerdem ist der Singschwan sehr ruffreudig, was für seinen Verwandten nicht gilt. Und: Der Singschwan trägt seinen Hals gerade (wenn er nicht gerade, wie auf dem Foto, Gefiederpflege betreibt). Im Nationalpark Unteres Odertal kann man manchmal auch graue Singschwäne sehen. Das sind erwachsene Jungtiere, die noch im Familienverbund leben.

Singschwan-Führungen im Westhavelland

Auch auf den teilweise überfluteten Wiesen nahe Gülpe im Naturpark Westhavelland kann man die Tiere beobachten. Wer mehr über den Singschwan und seinen Gesang lernen möchte, kann eine Exkursion mit dem Naturführer Martin Miethke buchen. Zwei Stunden lang geht es durch die stille (oder in der Nähe der Schwäne gar nicht stille) Winterlandschaft. Die Führung „Singschwäne am Großen Graben“ kostet sieben Euro pro Person.

Hier finden Sie Infos zu Führungen mit Martin Miethke bei Gülpe

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