Der Schlachtensee hat eine erstaunliche Wirkung auf Menschen. Kaum stehen sie auf dem Spazierweg, der das Gewässer umrundet, atmen sie tief durch und fühlen sich in der Natur. Wen kümmert’s, dass der Kurfürstendamm nur ein paar Kilometer entfernt ist und man die Avus hören kann? Wenn man am Ufer steht und übers Wasser schaut, vergisst man die große Stadt ganz schnell. Und genießt es, für eine Weile mit sich, dem See und den Bäumen allein zu sein.
Schlachtensee: Am Wochenende wird es voll
Um das zu erleben, sollte man natürlich nicht gerade am Wochenende kommen, wenn ganz Berlin auf die Idee kommt, am Schlachtensee mit sich allein sein zu wollen. Aber an einem ganz normalen Arbeitstag, bei ganz normalem Wetter, ist es perfekt. Das Wasser plätschert leise ans Ufer, die Bäume rauschen und ab und zu zetert eine Amsel. Sofort ist der Alltag vergessen.
Von Schlachten und Fähren
Natürlich könnte man erzählen, dass der Schlachtensee maximal achteinhalb Meter tief und der Weg drumherum 5,5 Kilometer lang ist. Dass das Wasser ziemlich sauber ist und der See seinen Namen keiner Schlacht verdankt, sondern vielleicht dem Wasser – das slawische Wort „slat“ bedeutet einerseits „Pfahl“ (mit dem das Ufer befestigt wurde), andererseits aber auch „goldgelb“ (eine Farbe, die der See manchmal annimmt).
Und man könnte erzählen, dass auf dem See früher eine Fähre verkehrte, die die Alte Fischerhütte und ein am anderen Ufer liegendes weiteres Lokal miteinander verband. Aber wen interessiert Geschichte, wenn er gemütlich am See entlangspazieren und dem Wasser beim Plätschern zuhören kann?
Im Sommer wird der See zur beliebten Badewanne
Sobald es sehr heiß oder sehr kalt wird am Schlachtensee, ist es vorbei mit der Stille. Bei Sommerhitze werden Luftmatratzen aufgeblasen und Bäume zu Sprungtürmen, dann übertönt Gelächter das Plätschern und es herrscht eine Atmosphäre wie an der Ostsee (oder wenigstens wie am Wannsee). Doch wozu braucht man das Meer, wenn man den Schlachtensee direkt vor der Tür hat?
Läufer und Damen mit geblümter Badekappe
Hier kann man die Läufer beobachten, die sich vor den Liegewiesen noch einmal in Pose werfen und ihren Schritt korrigieren. Die Hunde, die das Wasser aus dem Fell schütteln oder die älteren Damen, die mit geblümter Badekappe auf dem Kopf, aber sonst splitternackt an geschützter Stelle ins Wasser waten. Im Sommer ist Berlin an diesem Ort ausgelassen wie nie.
Der Schlachtensee wird zur Eisbahn
Auch der Winter macht den Schlachtensee zum Laufsteg. Für Skilangläufer, die auf dem Rundweg eigene Loipen ziehen, für Schlittschuhläufer, die kleine quadratische Flächen freireiben vom Schnee und dann ihre Pirouetten drehen, und für die Jungs, die das Eis zur Hockeyfläche machen. Denn wenn es so richtig eisig ist, dann friert der See komplett zu, und dann hält es niemanden mehr auf den Wegen. Übers Wasser zu gehen, auch wenn Eis darüber liegt, ist ein Vergnügen, dem man sich nicht entziehen kann.
Eislaufen und dann ein heißer Tee
Verkäufer stellen ihre Stände auf und verkaufen Brezeln oder heiße Würstchen, mit denen rotgefrorene Hände ganz schnell auftauen. Mancher bringt sich Tee in der Thermoskanne mit, um länger durchzuhalten bei den arktischen Temperaturen. An einem Ende des Schlachtensees, dort, wo seit Urzeiten die Alte Fischerhütte steht, hängen rote Decken über den Stühlen. Und sobald es nur ein bisschen wärmer wird, werden Liegestühle aufgestellt, auf denen Sonnenanbeter die ersten Strahlen genießen.
Schlachtensee: Wann er einsam wird
In der Zeit zwischen eiskalt und sommerlich heiß wird der Schlachtensee manchmal fast vergessen. Einzelne Spaziergänger und kleine Läufergruppen genießen die Stille, die die Großstadt aus den Köpfen vertreibt und manchmal sogar einen majestätischen Reiher anlockt. Aber sonst bleibt es in diesen Wochen einsam am See. Im Herbst mit bunten Blättern auf den Wegen, im Frühling mit diesem Licht, das es nur im Frühling gibt. Und mit dem Plätschern, das immer nur dann zu hören ist, wenn es wirklich still ist am Schlachtensee.
- Anfahrt: U-Bhf. Kumme Lanke
- Adresse Alte Fischerhütte: Fischerhüttenstr. 136, Zehlendorf, Tel.030/80 49 83 10, geöffnet: Biergarten tgl. ab 9, Restaurant ab 10 Uhr, www.fischerhuette-berlin.de