Der Sumpf-Haubenpilz gehört zu den Pilzen, die viele Menschen noch nie gesehen haben. Das soll sich nun ändern: Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den gelborangefarbenen Winzling zum Pilz des Jahres 2023 erklärt. Ein Porträt.
Der Sumpf-Haubenpilz lebt in sumpfigen Waldgebieten
Die Wahl soll auf die Gefährdung der Lebensräume spezialisierter Arten hinweisen. Der Sumpf-Haubenpilz lebt in naturnahen, sumpfigen und nährstoffarmen Gewässern auf sauren Waldböden. Er leidet sehr unter den langen Trockenperioden infolge der Klimaerwärmung und unter dem Verlust der Biotope durch den Waldumbau.
Ein Streichholz mit übergroßem Kopf
Der in ganz Europa vorkommende Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa) hat keinen Hut wie etwa sein Vorgänger, der Fliegenpilz. Ein bisschen sieht er aus wie ein Streichholz, das einen übergroßen Kopf hat: Er besteht aus einem zwei bis vier Zentimeter langen glasig-weiß gestielten Fruchtkörper und einem gelben oder orangefarbenen Köpfchen, das auf etwa drei bis sechs Millimeter Länge kommt.
Der Pilz ist ein Waldgärtner, denn er zersetzt Pflanzenreste wie Laub, Nadeln und Fichtenzapfen. Das kann er aber nur, wenn das Wasser in seinem Biotop sauber ist. Die Fruchtkörper erscheinen oft schon im März und sind bis in den August hinein zu sehen.
In den Köpfchen reifen die Sporen heran
Die Köpfchen des Sumpf-Haubenpilzes sind übrigens nicht vergleichbar mit dem Hut anderer Pilze. In ihren wachsen die Sporen heran, mit denen sich der Pilz vermehrt. Sehen kann man sie nicht, weil sie mikroskopisch klein sind. Sobald sie reif sind, werden sie aus kleinen Schläuchen im Kopf des Pilzes herausgeschossen.
Ein bisschen ähnlich ist es zum Beispiel bei den Bovisten. Ihr kugelförmiger Fruchtkörper enthält die Sporen, die als Pulverwolke aus ihm herausschießen, sobald sie reif sind. Beim Sumpf-Haubenpilz läuft das alles viel unauffälliger ab. Sobald die Sporen entwichen sind, werden sie auf dem Wasser- oder dem Luftweg verbreitet.
Auffällig, aber gut versteckt
Die Chance, die winzigen Pilze zu sehen, ist gering, denn trotz ihrer auffälligen Farbe machen sie sich unsichtbar. Man muss schon genau hinschauen. Oft stehen an einem Ort (in sumpfigen Bereichen im Wald oder an stehenden bzw. langsam fließenden Gewässern) viele Exemplare nebeneinander.
Der Sumpf-Haubenpilz und der Klimawandel
Die Hauptverbreitungsgebiete liegen im Harz, im Bayerischen Wald, im Thüringer Wald und im Schwarzwald. Aber überall ist der Pilz selten geworden: Hitze, Trockenheit und der Befall der dadurch geschwächten Bäume durch den Borkenkäfer verändert die Lebensräume. Hinzu kommt die Beräumung des Totholzes, durch die sumpfige Stellen im Wald zerstört werden. In naturnahen und extensiv bewirtschafteten Wäldern sind die Lebensbedingungen des Pilzes weitaus besser. Dort dürfen abgestorbene Bäume stehenbleiben und sorgen für Schatten und bessere Feuchtigkeit.
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Die Seite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V.
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