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Tarnen und Täuschen in der Natur: Karneval der Tiere und Pflanzen

Am 3. Februar, acht Tage vor Rosenmontag, wird Berlin wieder zur Party-Hauptstadt. Dann nämlich startet der Karnevalsumzug am Steinplatz. Grund genug, sich mal ein bisschen mit diesem Brauch zu befassen, der mit den wilden Bemühungen zu tun hat, den Winter zu vertreiben. 

Die Idee, sich zu verkleiden, ist wirklich nicht neu. Und so geht es im Februar überall auf der Welt rund – man feiert Fasching mit viel Lärm und ausgelassenen Umzügen (Daten für Berlin siehe unten). Aber wussten Sie, dass sich nicht nur Menschen verkleiden, sondern auch Pflanzen und Tiere? Täuschung in der Natur ist weit verbreitet.

Täuschung in der Natur mit Sex-Versprechen

Sie  haben allerdings einen anderen Grund dafür. Ragwurze, eine Familie der Orchideengewächse, zum Beispiel täuschen vor, ein Grabwespenweibchen zu sein.  Sie sehen so aus und verbreiten sogar die Sexualduftstoffe des Weibchens. Die Täuschung funktioniert so  perfekt, dass männliche Grabwespen tatsächlich auf den Trick hereinfallen. Statt Sex gibt es für sie allerdings nur eine Ladung Pollen, die sie dann weitertragen und so die Verbreitung der Orchidee sichern.

Es gibt unzählige Ragwurz-Arten, allerdings leider nicht in Berlin und Brandenburg. Die bekanntesten sind die Fliegen-, Bienen-, Hummel- und Spinnenragwurz. In Sachsen-Anhalt und Thüringen zum Beispiel gibt es noch viele Vorkommen der geschützten Pflanzen.

Verkleidung bei Pflanzen und Tieren

Den Trick der Ragwurze nennt man übrigens Mimikry (englisch für Nachahmung).  Andere Pflanzen haben noch ganz andere Ideen: Einige tun so, als seien sie von Insekten befallen – sie imitieren Raupen oder Läuse, um wirklichen Fressfeinden zu signalisieren, dass kein Platz mehr für sie ist.

Täuschung in der Natur: Tiere, die wie Blätter aussehen

Was Pflanzen können, schaffen auch Tiere. Es gibt Schmetterlinge wie der Kirschenspanner, die vortäuschen, ein Blatt oder die Borke eines Baums zu sein. In der Biosphäre in Potsdam habe ich Gespenst- und Stabschrecken gesehen, die Stängel oder andere Pflanzenteile  nachahmen. Und das „Wandelnde Blatt“ sieht tatsächlich so aus wie es heißt (diese Fähigkeit, sich durch Anpassung an den Lebensraum unsichtbar zu machen, nennt man Mimese).

Schafe im Wolfspelz

Es gibt auch Tiere, die sich als gefährlichere Arten „verkleiden“. So sieht die harmlose Schwebfliege aus wie eine Wespe, die Königsnatter hat ein rot-gelb-schwarzes Kleid, das dem einer sehr giftigen Korallenotter täuschend ähnlich sieht  und die Schmetterlingsart Ithomiini schützt sich, indem sie aussieht wie eine ungenießbare andere Art. Wobei die Tarnung nicht nur Schutz sein muss:  Die Gottesanbeterin zum Beispiel beherrscht die Kunst der Täuschung in der Natur auf ihre Weise: Sie nimmt das Aussehen von Blättern und Stängeln an und schafft es so, dass sich ihre Beute ahnungslos so weit nähert, dass sie sie problemlos fangen kann. Eine raffinierte Verkleidungskünstlerin…

Zum Vormerken: Der Karnevalsumzug in Berlin startet am Sonntag, 3. Februar, 11.11 Uhr ab Steinplatz, Umzug über Hardenbergstraße, Joachimstaler Straße, Kurfürstendamm, Bleibtreustraße  und zurück über Kudamm und Tauentzienstraße bis zum Wittenbergplatz. Anschließend (15 Uhr) Party in der Universal Hall, Gotzkowskystraße 22 . Eintritt: 11 Euro

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2 Antworten auf „Tarnen und Täuschen in der Natur: Karneval der Tiere und Pflanzen“

Liebe Silke,
was du über die Ragwurzarten (Täuschung mit Sex-Versprechen) geschrieben hast ist einmal mehr super und fachlich vollkommen richtig. Hatte ich aber auch nicht anders erwartet.
Liebe Grüße Wolfgang Beuershausen

Hallo Silke,
was es so alles gibt in der Natur? Unglaublich, wie erfinderisch Pflanzen oder Tiere werden können, wenn es ums Überleben oder um die Erhaltung der Art geht.
Bravo, ein sehr interessanter und aufschlussreicher Beitrag. Ich freue mich schon auf den nächsten.
Hartmut Müller

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