Heute ist mal ein sehr ernstes und sehr wichtiges Thema dran. Eines, das weniger mit der Natur zu tun hat als mit Geschichte. Denn 2013 jährt sich zum 80. Mal die Machtübernahme der Nationalsozialisten (30. Januar), und die Novemberpogrome von 1938 sind 75 Jahre her. Berlin nimmt das zum Anlass für das Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“. Es ist Mahnung und Erinnerung zugleich, denn es soll nicht nur zeigen, wie die Nationalsozialisten die gesellschaftliche Vielfalt zerstört haben, sondern auch mit dazu beitragen, dass Vielfalt und Toleranz heute keine leeren Begriffe sind.
Zerstörte Vielfalt: jüdische Spuren in Berlin
Ich habe vor einiger Zeit mal einen Spaziergang auf den Spuren jüdischen Lebens in Berlin gemacht und war überrascht, wie viel man dabei entdecken kann. Natürlich kennt man das Jüdische Museum und die prächtige Synagoge in der Oranienburger Straße, aber der älteste jüdische Friedhof in der Großen Hamburger Straße war mir unbekannt. Ebenso das Kinderheim Ahawah („Liebe“) in der Auguststraße. Über die Skulptur „Der verlassene Raum“ am Koppenplatz habe ich in diesem Blog schon einmal geschrieben.
„Judengang“ am Kollwitzplatz
Besonders berührend fand ich den „Judengang“ am Kollwitzplatz (Knaackstraße), der zum Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee führt. Dort fanden übrigens Max Liebermann und Leopold Ullstein die letzte Ruhe. Ich war im Anne-Frank-Zentrum und im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt in der Rosenthaler Straße, an der Rosenstraße, wo 1943 verzweifelte Frauen die Freilassung ihrer Männer gefordert haben – heute erinnert ein Mahnmal an die Aktion, die tatsächlich erfolgreich war – und am Bebelplatz mit dem eindrucksvollen Mahnmal zur Bücherverbrennung.
Und überall in der Stadt erinnern in den Bürgersteig eingelassene Stolpersteine daran, wer genau an dieser Stelle mal gewohnt hat. Unter den Namen (oft sind es ganze Familien) stehen die Geburts- und Todesdaten der Menschen. Und ihr Schicksal: Die meisten wurden in den Konzentrationslagern ermordet.
Themenjahr mit Ausstellungen und Veranstaltungen
Beim Themenjahr gibt es unzählige Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen. Etwa die Freiluftausstellung „Zerstörte Vielfalt – Berlin 1933“ auf dem Pariser Platz, die heute (29. Januar) eröffnet wird. Zwei Tage später beginnt die Sonderausstellung „Berlin 1933 – der Weg in die Diktatur“ in der Topographie des Terrors. Es gibt Ausstellungen, die deutlich machen sollten, welch große kulturelle Vielfalt zerstört wurde. Etwa im Lustgarten, der heute seinem Namen wieder alle Ehre macht, zur Nazi-Zeit aber Aufmarschplatz war.
Zerstörte Vielfalt: Künstler, die ihre Heimat verlassen mussten
Zur zerstörten Vielfalt gehören auch die Künstler, deren Werke verboten wurden und von denen viele die Heimat verlassen mussten. Etwa Else Lasker-Schüler, Hannah Ahrendt , Bertolt Brecht, Marlene Dietrich oder Albert Einstein. Viele Museen und Einrichtungen beteiligen sich am Themenjahr, einen guten Überblick über die Projekte bekommt man im Deutschen Historischen Museum, wo eine kostenlose Ausstellung über das Themenjahr informiert.