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Vogel mit Dreizimmerwohnung: das Teichhuhn

Das Teichhuhn ist ein sehr ungewöhnlicher Vogel. Das liegt nicht nur daran, dass es ziemlich heimlich lebt und von Menschen deshalb selten bemerkt wird. Sondern auch daran, dass hier nicht die Männchen, sondern die Weibchen bei der Balz die Hosen anhaben.

Das Teichhuhn wird auch Teichralle genannt

Aber auch sonst gibt es viel zu erzählen über das auch als Teichralle bekannte Teichhuhn, das zu den Kandidaten für den Vogel des Jahres 2023 zählt. Etwa seine Vorliebe für Dreizimmerwohnungen (es baut drei Nester – eines zum Balzen, eines für die Eier und eines zum Ausruhen).

Schwarzschillerndes Gefieder, rot-gelber Schnabel

Und wer glaubt, dass der Vogel ein schwarzes Gefieder hat, der sollte genauer hinschauen und entdeckt, dass das Federkleid am Rücken olivfarben und an der Unterseite blaugrau schillert. Außerdem trägt es eine gefleckte weiße Linie und ein Teil des Schwanzes ist weiß. Eindrucksvoll ist der Schnabel, der an der Stirn rot und an der Spitze gelb ist.

Unruhiger Schwimmstil

Eine weitere Besonderheit ist ihr Schwimmstil: Sie wackeln beim Schwimmen mit Kopf und Schwanz und sind so wirklich nicht zu übersehen. Auch im Flug sind sie unruhig.
Manchmal kann man die Tiere auch hören. Ihr Ruf wechselt zwischen „kjürk“, „kikek“ und „gurk“. Wenn sie sich bedroht fühlen, können sie sogar fauchen.

Die Weibchen wählen ihre Partner aus

Im Winter bis in den Frühling hinein beginnt die Balz der Teichhühner, und wie eingangs schon erwähnt, sind es hier die Weibchen, die sich den Partner aussuchen. Dabei sind sie Geschlechtsgenossinnen gegenüber nicht zimperlich und liefern sich manchmal sehr aggressive Kämpfe. Die Gewinnerin wählt dann ein besonders gut genährtes Männchen. Die Männchen wiederum versuchen, einen guten Eindruck zu machen, indem sie eine Imponierhaltung einnehmen.

 Küken können schon kurz nach dem Schlüpfen schwimmen

Nach der Paarung beginnt der Nestbau im Uferbereich von Gewässern. Manchmal entstehen die Nester direkt auf dem Wasser. Ein Gelege besteht aus fünf bis elf Eiern, die insgesamt etwa drei Wochen lang von beiden Elternteilen ausgebrütet werden. Erstaunlich ist, dass die Küken schon kurz nach dem Schlüpfen allein schwimmen und tauchen können und schon nach zehn Tagen in der Lage sind sich selbst um Nahrung zu kümmern. Fliegen können sie allerdings erst nach etwa sechs Wochen.

Vorliebe für ruhige Gewässer mit viel Ufervegetation

Bevorzugter Lebensraum des Teichhuhns (Gallinula chloropus) sind ruhige Gewässer mit viel Vegetation am Ufer. Dort findet es ausreichend Nahrung, etwa Pflanzenreste, Samen, Knospen, Insekten oder Schnecken. Mit etwas Glück kann man dem etwa 30 Zentimeter großen Vogel sogar in Parks begegnen. Wenn Ihnen das gelingt, sollten Sie trotzdem Abstand halten, denn das Teichhuhn ist scheu, und wenn es sich gestört fühlt, kann es passieren, dass es das Gewässer mitsamt seinen Jungen verlässt.

Das Teichhuhn ist selten geworden

Das Teichhuhn ist das ganze Jahr über in Deutschland zu sehen. Leider ist es inzwischen so selten geworden, dass es auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten steht (in Deutschland leben etwa 30.000 bis 52.000 Brutpaare). Was ihm zu schaffen macht, ist das Verschwinden geschützter Uferbereiche.

Wo Schilfgürtel durchbrochen werden oder Schilf und Büsche betonierten Flächen weichen müssen, ist kein Platz mehr für Teichhühner, und auch begradigte Flüsse und trockengelegte Sümpfe sorgen dafür, dass die Zahl abnimmt. Die Tiere brauchen breite, schilfbewachsene Uferzonen, an denen See- und Teichrosen wachsen und die ihnen Schutz bieten.

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