Wenn es Herbst wird, dann legt die Natur ein buntes Festkleid an. Bevor es kahl wird, legen sich Bäume und Sträucher noch einmal richtig ins Zeug. Und niemand kann sich diesem Anblick entziehen. Selbst im kleinsten Park färben sich Blätter orange, gelb oder rot. Wen kümmert’s, dass sie es nicht tun, um die Menschen glücklich zu machen? Trotzdem ist die Herbstverfärbung ein echtes Wunder der Natur.
Herbstverfärbung und „Indian Summer“
„Indian Summer“ nennen es die Menschen in Nordamerika, und längst hat sich dieser Begriff auch bei uns herumgesprochen. Wenn man sich Berghänge in den Gebirgen anschaut, leuchten sie in allen Herbstfarben. Aber warum werfen die Bäume eigentlich die Blätter ab?
Wasserverdunstung und Chlorophyll
In der warmen Jahreszeit verdunsten sie über ihre Blätter einen großen Teil des Wassers, das sie über ihre Wurzeln aufgenommen haben. Bei einer alten Buche können es etwa 400 Liter pro Tag sein! Und es passiert noch mehr: Die Bäume verwandeln das Kohlendioxid der Luft und Wasser und Traubenzucker und Sauerstoff. Das tun sie mit Hilfe des Chlorophylls, des grünen Farbstoffs in den Blättern.
Das Abwerfen der Blätter ist lebenswichtig für die Bäume
Das ändert sich im Herbst. Und es ist lebenswichtig für die Bäume, denn wenn im Winter der Boden friert, würden sie nicht mehr mit Wasser versorgt – Folge: Sie würden vertrocknen. Deshalb werfen sie ihre Blätter ab und beenden damit die Abgabe von Wasser.
Chlorophyll verschwindet, rote und gelbe Farbstoffe bleiben
Wenn die Temperaturen absinken und die Tage kürzer werden, beginnen die Bäume, die Photosynthese zu reduzieren. Das Chlorophyll wird in den Ästen, dem Stamm und den Wurzeln gespeichert. Sobald das Chlorophyll aus den Blättern verschwindet, geht auch die grüne Farbe verloren. Zurück bleiben Farbstoffe, die den Blättern im Sommer Schutz vor UV-Licht bieten, und ihnen jetzt im Herbst ihre Rot-, Orange- und Gelbtöne verleihen. Carotinoide sind für die gelbe, Anthocyane für die rote Farbe zuständig. Sie sind es, denen wir die Herbstverfärbung verdanken.
Ein Windhauch genügt, und die Blätter fliegen davon
Und weil sie kein Wasser mehr bekommen, trocknen die Blätter nach und nach aus und fallen dann zu Boden. Zwischen dem Zweig und dem Stiel des Blattes bildet sich ein Trenngewebe. Bald haben die Blätter kaum noch Halt am Zweig – oft genügt ein Windhauch, um sie davonfliegen zu lassen. Die Wunden, die sie am Zweig hinterlassen, schließen sich, damit der Baum nicht durch sie Wasser verliert oder Schädlinge Zugang bekommen.
Schutz vor Schneelast
Für die Pflanzen hat die Herbstverfärbung oder eher das Abwerfen der Blätter noch eine andere Bedeutung: Blattlose Bäume sind besser vor der Last von Schnee geschützt. Und die Knospen, die sich oft schon im Winter bilden, haben im Frühjahr genug Licht, um zu keimen.
Herbstverfärbung: diese Bäume werden besonders bunt
Besonders intensiv färben sich die Blätter von Ahorn, Eiche (vor allem Roteiche), Buche, Ginkgo, Zaubernuss, Felsenbirne und Birke, aber auch von Brombeere, Weinrebe, Berberitze und Essigbaum. Und verlieren danach ordentlich an Gewicht: Eine einzige Rosskastanie wirft bis zu 25 Kilo Laub ab, bei einer Birke können es sogar 28 Kilo sein. Wenn die Blätter am Boden liegen, ist es mit der Herbstverfärbung schnell vorbei – zurück bleibt eine bräunliche Masse.
Laub als natürlicher Winterschutz
Der NABU empfiehlt, Laub (wenn es nicht gerade von Miniermotten befallen ist) liegenzulassen oder zusammenzuharken und in einer Ecke des Gartens anzuhäufen. Es gilt als natürlicher Winterschutz, ist ein Rückzugsort für Igel und andere Tiere und für die Natur generell sehr wertvoll. Viele winzige Lebewesen ernähren sich von ihm und zersetzen es, den Rest übernehmen die Regenwürmer, Pilze und Bakterien. Es entsteht Humus.
Darum sollten Sie auf Laubsauger verzichten
Laubsauger indessen sorgen bei Naturschützern für wenig Begeisterung. Erstens sind sie oft sehr laut, außerdem saugen sie neben den Blättern auch Millionen Kleinstlebewesen mit ein. Von den Abgasen, die die Geräte ausstoßen, mal ganz abgesehen. Das Beste ist ein Rechen, mit dem sich das Laub zusammenharken und dann entweder in die Biotonne, noch besser aber auf den Kompost oder eben in eine Ecke des Gartens bringen lässt. Der Lohn für die Mühe: Die Natur kümmert sich um das Recycling, und Sie können sich im nächsten Jahr über wertvollen Kompost freuen.
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