Über Wasser denkt man normalerweise wenig nach – es sei denn, es gibt furchtbare Hochwasserkatastrophen wie gerade in einigen Gebieten Deutschlands oder es herrscht Trockenheit, weil es zu wenig regnet. Dass ein Leben ohne Wasser nicht möglich ist, weiß man zwar, aber man beschäftigt sich eher nicht so mit dem Thema. Deshalb finde ich die Themenwoche auch so spannend, mit der sich gerade der Verband der Botanischen Gärten und damit auch der Botanische Garten Berlin beschäftigt: „Wasser für alle!“ heißt sie – mit Ausrufezeichen am Ende.
5300 Liter Wasser pro Tag und Person
Ein paar Zahlen vorab: Ungefähr 120 Liter verbraucht jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich, um zu duschen, zu kochen, sich die Hände zu waschen oder eine Waschmaschine zu starten Das ist, wenn man so darüber nachdenkt, nicht einmal eine Badewanne voll. Also gar nicht so sehr viel. Aber die Zahl 120 betrifft nur das Wasser, das wir direkt verbrauchen. Hinzu kommt noch viel mehr: Etwas, das man „virtuellen Wasserfußabdruck“ nennen könnte. Wasser nämlich, das fließt, um Lebensmittel oder Konsumgüter zu produzieren. Für Brot zum Beispiel müssen 1600 Liter Wasser aufgewendet werden (die Herstellung von einem Kilo Weizen verbraucht diese Menge Wasser), für Fleisch aus Massentierhaltung 16.000 Liter und für ein DIN A4-Blatt Papier zehn Liter. Wenn man alles zusammenrechnet, kommt man schon auf stolze 5300 Liter Wasser. Pro Tag. Und Person.
„Wasser für alle“? Hälfte der Menschen leider unter Wassermangel
Als ich diese Zahlen gelesen habe, war ich überrascht – mit einer solchen Menge hätte ich wirklich nicht gerechnet. Wir leben in einer Region mit ausreichend Wasser, aber es gibt Gebiete, in denen es Mangelware ist. 40 Prozent der Weltbevölkerung sind von Wassermangel betroffen!
Die Rolle der Pflanzen
Und was hat das alles mit dem Botanischen Garten zu tun? Mehr, als man im ersten Moment denkt. Die Themenwoche „Wasser für alle'“ soll zeigen, welche wichtige Rolle Pflanzen im Wasserkreislauf spielen, wie wichtig Wasser für Pflanzen ist und wie sich Pflanzen an bestimmte Situationen anpassen. In der Wüste etwa, wo Wasserspeicher (etwa die fleischigen Blätter bei der Aloe Vera), sehr tiefe Wurzeln oder andere Tricks (zum Beispiel Dornen bei Kakteen, die vor Fressfeinden schützen, weil in sehr trockenen Gebieten abgefressene Pflanzenteile nur sehr langsam nachwachsen können – siehe das Foto eines Goldkugelkaktus‘) lebenswichtig sind, oder am Meer, wo die Pflanzen mit Salzwasser zurechtkommen müssen. Im Botanischen Garten Berlin gibt es während der Themenwoche eine Sonderausstellung und spezielle Führungen zu Überlebenskünstlern und anderen Pflanzen. Die Ausstellung zum Thema im Botanischen Museum läuft bis zum 1. September und befasst sich auch mit ungewöhnlichen Fragen. Zum Beispiel mit dieser: Wie schaffen es eigentlich Unterwasserpflanzen, sich bestäuben zu lassen?
Adresse: Botanischer Garten Berlin, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin. Öffnungszeiten: 9- 21 Uhr, Eintritt 6, erm. 3 Euro. Themenwoche bis 16. Juni. Weitere Informationen: www.unwater.org