Eigentlich lebt die Wanderlibelle in den Tropen. Doch inzwischen ist sie auch schon in Deutschland aufgetaucht. Im vorigen Sommer gab es zum ersten Mal Nachwuchs. Grund genug für den BUND und die Gesellschaft der deutschsprachigen Odonatologen (GdO), sie zur Libelle des Jahres 2021 zu küren.
Die Wanderlibelle hat auffällig lange Flügel
Die Wanderlibelle hat Ähnlichkeit mit der heimischen Heidelibelle, ist ist aber etwas größer, kräftiger und nicht so auffällig gezeichnet. Der Körper des Männchens ist meist orangebraun gefärbt, das Weibchen ist gelb. Die Flügel sind sehr lang und haben große Tragflächen – perfekt für einen Weitflieger.
Klimawandel brachte das Insekt nach Deutschland
„Dass die Wanderlibelle nun auch in Deutschland nachgewiesen wurde, ist kein Zufall“, sagt Klaus-Jürgen Conze, Libellenexperte und Vorstandsmitglied der GdO. „Vielmehr ist es ein Indiz der Klimaerhitzung, die unaufhaltsam voranschreitet und die globale Biodiversität sowie uns alle betrifft.“
Echte Flugkünstlerin
Die Wanderlibelle (Pantala flavescens) profitiert nicht nur vom Klima, sondern auch von ihren Flugkünsten. Sie trägt ihren Namen nämlich zu Recht: Sie kann viele Stunden ohne Unterbrechung in der Luft bleiben und große Strecken zurücklegen. Auf Englisch heißt sie denn auch ganz passend Global Wanderer.
Immer dem Wetter nach
„Die hochmobilen Libellen“, so Conze, „sind gute Indikatoren für die enormen Veränderungen durch die Klimaerhitzung.“ Sie schaffen es, in riesigen Schwärmen von Asien nach Afrika zu fliegen (und umgekehrt), um den Monsunregen zu nutzen und immer die idealen Wetterbedingungen zu finden.
Unterwegs auf 5000 Metern Höhe
Die Wanderlibelle ist eine echte Rekordhalterin. Sie kann nämlich nicht nur mehrere tausend Kilometer zurücklegen, sondern gelangt dabei auch bis in 5000 Meter Höhe. Weil sie sehr schnell auf veränderte Wetterbedingungen reagieren muss, braucht sie nach der Paarung nur etwa 35 Tage von der Eiablage über die Larve bis zum fertigen Insekt.
Renaturierungsziele umsetzen
Unsicher sei aber, ob die Mehrzahl der Arten unter den neuen Bedingungen bei uns dauerhaft weiter existieren können. Wichtig sei deshalb, die Renaturierungsziele der EU umzusetzen, damit in der Landschaft mehr Wasser erhalten wird. Der Ort, an der die Wanderlibelle im vorigen Sommer entdeckt wurde, ist ein künstlich erschaffenes Feuchtgebiet in einem ehemaligen Braunkohlebergbaugebiet nahe Neupetershain im Südosten Brandenburgs.
Wanderlibellen aus der Bananenkiste
Die deutschen Winter allerdings sind für die Wanderlibelle zu kalt, sie müssen jedes Jahr neu einfliegen. Ganz sicher ist nicht, woher die Exemplare kommen, die es nach Deutschland geschafft haben. Experten vermuten, dass sie aus Mittel- oder Kleinasien kamen.
Schon früher tauchten immer mal wieder Wanderlibellen im Mittelmeergebiet auf. Meist waren sie in Bananenkisten oder auf Schiffen mitgereist. Erst jetzt aber haben sie die Tiere auch erfolgreich fortgepflanzt. Und das ist schon Grund genug, auf sie aufmerksam zu machen!
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