Für die ersten Zugvögel ist der Sommer schon beinahe vorbei. Sie sind dabei, sich auf den Flug in den Süden vorzubereiten. Bei einer vogelkundlichen Führung am 3. August im Britzer Garten kann man ihnen dabei zusehen.
Zugvögel: Mauersegler sind schon fast unterwegs
Die Mauersegler sammeln sich schon – ihre von ausgelassenem Geschrei begleiteten Turnübungen am Himmel sind besonders in den Abendstunden kaum zu überhören. Anfang August brechen sie in den Süden auf. Auch der Pirol beginnt als einer der ersten Zugvögel schon Ende Juli, seine Brutgebiete zu verlassen. Die Nachtigall ist Mitte August dran (sie reist, passend zu ihrem Namen, nachts).
Kurz-, Teil- und Langstreckenzieher
Der Vogelzug ist eine Wissenschaft für sich. Weil nicht alle Vogelarten gleich lange Strecken zurücklegen, machen die Experten Unterschiede – und die sind tatsächlich eine Wissenschaft für sich. So gibt es Kurz-, Teil-, Mittelstrecken-, Langzieher und Durchzügler. Kurzstreckenzieher sind Vogelarten, die „nur“ maximal 2000 Kilometer Strecke zurücklegen. Das können Vögel sein, die aus Nordeuropa zu uns kommen oder mitteleuropäische, die maximal bis ans Mittelmeer fliegen. Zu den Kurzstreckenziehern gehören zum Beispiel die Mönchsgrasmücke und der Seidenschwanz, aber auch das Rotkehlchen.
Von Mitteleuropa bis nach Südafrika
Langstreckenzieher sind die Vogelarten, die mehr als 4000 Kilometer zurücklegen. Die mitteleuropäischen Langstreckenzieher fliegen in Gebiete südlich der Sahara, manche auch bis nach Südafrika. Dabei nutzen sie unterschiedliche Routen, um die Alpen, das Mittelmeer und die Sahara zu überqueren. Zu den Langstreckenziehern gehören die Küstenseeschwalbe, der schon erwähnte Mauersegler, die Rauchschwalbe, der Gartenrotschwanz, der Kuckuck und der Weißstorch.
Manche fliegen nur ein kleines Stück
Mittelstreckenzieher sind die Vogelarten mit Entfernungen, die zwischen Kurz- und Langstreckenziehern liegen. Zilpzalp und einige Drossel-Arten werden dazu gezählt. Als Teilzieher schließlich bezeichnet man die Arten, von denen nur ein Teil aus den Brutgebieten wegzieht. Das betrifft vor allem die Vögel, die in weiter nördlich gelegenen Gebieten brüten. Einige ziehen auch nur eine vergleichsweise kurze Strecke (weshalb uns kaum auffällt, dass sie überhaupt Zugvögel sind, denn viele dieser Arten kann man bei uns auch im Winter sehen – und man sieht ihnen nicht an, ob sie aus dem Norden zugereist oder bei uns zuhause sind). Die meisten mitteleuropäischen Arten gehören zu den Teilziehern, darunter Star, Distelfink (Foto), Kranich, Hänfling, Bachstelze und Amsel.
Noch kürzer sind die Strecken, die Strichvögel zurücklegen – diese Zugvögel suchen wärmere Gebiete, die nur ein kleines Stück entfernt sind. Etwa die Goldammer oder einige Finken-Arten.
Nur auf Durchreise: Durchzügler
Vogelarten, die ganz weit oben im Norden brüten und den Winter in Afrika verbringen, sind nur ganz kurz in Mitteleuropa zu sehen, sozusagen auf Durchreise. Zu diesen Zugvögeln zählen die Trauerseeschwalbe und der Goldregenpfeifer.
Einige Vögel bleiben das ganze Jahr
Und dann gibt es natürlich auch noch die Standvögel, die das ganze Jahr über im Brutgebiet bleiben. Man nennt sie deshalb auch Jahresvögel. Dazu gehören der Zaunkönig, die Elster, der Spatz, der Graureiher, der Waldkauz und der Turmfalke.
Faszinierend und grandios: der Vogelzug
Wie die Zugvögel ihren Weg finden, gehört zu den großen Mysterien des alljährlichen Vogelzuges, an dem über 100 Millionen einheimische Brutvögel teilnehmen – meist verlaufen sie fast unbemerkt, manchmal werden sie zum Spektakel, weil so unglaublich viele Tiere gleichzeitig unterwegs sind (etwa beim jährlichen Zug der Kraniche). Auch bei der Rückkehr ist der Orientierungssinn der Tiere beeindruckend: Störche zum Beispiel finden immer wieder zu ihrem Nest im Brutgebiet zurück.
Manche Vogelarten legen in einem Zug unfassbare Entfernungen zurück, ohne auch nur einmal zu landen. Leider gibt es immer noch Länder im Mittelmeerraum, die Jagd auf Singvögel machen, die auf dem Weg in die Winterquartiere sind – ein barbarischer Brauch, der dringend ein Ende finden muss.
Die Zugvögel im Britzer Garten
Bei der Veranstaltung des Freilandlabors Britz im Britzer Garten erklärt Bernd Steinbrecher einiges zum Vogelzug und beobachtet mit den Teilnehmern das Geschehen im Britzer Garten – vom flügge gewordenen Vogelnachwuchs bis zum Sammeln der ersten Arten, die kurz vor dem Abflug stehen.
Termin: 3. August, 9 Uhr, Britzer Garten. Treffpunkt: Parkeingang Buckower Damm (M44, Haltestelle Britzer Garten). Teilnahme 3, erm. 2 Euro plus Parkeintritt