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Hommage an die „diebische Elster“

Rabenvögel haben es nicht leicht. Die Menschen brachten sie schon immer mit Unglück in Verbindung. Davon könnte auch die Elster ein Lied singen. Schon die alten Germanen haben sie zur Unheilsbotin erklärt. Man sagte ihr Beziehungen zu Satan nach und beschuldigte sie, Seelen zu rauben. Im Mittelalter hatte sie einen üblen Ruf als Galgenvogel. Auch mit dem Schimpfnamen „Diebische Elster“ muss sie leben – es heißt, dass sie silbrig glänzende Gegenstände sammelt.

Die Elster liebt glänzende Gegenstände

Das ist immerhin ein bisschen wahr, denn die Elster, die auch in der Berliner Natur unterwegs ist,  interessiert sich tatsächlich für alles, was glänzt. Aber das mit dem Stehlen ist ein Märchen, das vermutlich entstanden ist, weil der Vogel Verstecke für seine Nahrung anlegt – er vergräbt sie und bedeckt sie mit Blättern. Diese Eigenart verband man früher wohl mit diebischem Verhalten.

Überall auf der Welt wird die Elster mit Mythologie in Verbindung gebracht. Meist sagt man ihr Böses nach, nur in Asien sieht man es anders: Dort gilt sie als Glücksbotin.

Gejagt und fast ausgerottet

Vielleicht hat ihr schlechter Ruf hierzulande auch damit zu tun, dass sie durchaus mal einen Singvogel erbeutet. Jedenfalls wurde sie intensiv verfolgt und beinahe ausgerottet. Später hatte die Elster damit zu kämpfen, dass ihr Lebensraum – Hecken, Wegraine und Wiesen –  immer mehr verschwand.

Ein Vogel, der die Nähe des Menschen sucht

Die Folge: Der große Vogel zog ausgerechnet in die Nähe der Menschen. Was nur auf den ersten Blick dumm klingt. Der Mensch mag die Elster (Pica pica) zwar nicht besonders, aber wo er lebt, gibt es reichlich Futter. In Komposthaufen und Mülleimern zum Beispiel, aber auch an Straßen, wo der Vogel überfahrene Kleintiere frisst.

Einer der intelligentesten Vögel

Verdient hat die Elster den schlechten Ruf nicht. Dass sie wirklich mal Unglück gebracht hat, ist nirgendwo belegt und gehört deshalb ins Reich der Märchen. Sie gehört wie Krähe und Rabe zu den intelligentesten Vögeln überhaupt. Der schöne schwarz-weiße Vogel mit dem metallisch glänzenden Gefieder  und dem langen Schwanz kann in Sachen Intelligenz sogar mit Menschenaffen und Hunden mithalten. Wissenschaftler haben zum Beispiel festgestellt, dass die Elster in der Lage ist, sich selbst im Spiegel zu erkennen. Und das beherrschen nur wenige Tierarten.

Viel Zeit für den Nestbau

Auch als Architektin ist sie begabt: Sie baut eindrucksvolle kugelförmige Nester, für die sie sich viel Zeit nimmt. Schon im Februar oder März fangen die Paare damit an und brauchen mehr als einen Monat, um sie zu vollenden. Die Jungvögel schlüpfen Ende April oder Anfang Mai, schon 30 Tage später schaffen sie es, das Nest zum ersten Mal zu verlassen.

Kein Zugvogel

Eile ist allerdings gar nicht geboten, denn die Elster ist kein Zugvogel. Sie verlässt noch nicht einmal ihr Revier, und das bewacht sie energisch: Oft sieht man Elsterpaare ganz oben auf einem Baum sitzen. Sie zeigen Eindringlingen ihr aufgeplustertes weißes Bauchgefieder und beschimpfen sie mit einem schrillen „tschäktschäktschäk“ – der aufgeregte Ruf erinnert ein bisschen an den des Eichelhähers.

Wer nicht brütet, wohnt in der Elster-WG

Und wenn man irgendwo eine größere Gruppe von Elstern sieht, sollte man nicht an Hitchcocks „Die Vögel“ denken. Die Tiere haben ganz Harmloses im Sinn. Es sind Schlafgemeinschaften von Elstern, die nicht brüten und sich deshalb zusammengetan haben. Denn die Vögel sind nicht nur clever, sondern auch ziemlich sozial.

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