Die Graugans hat es in Berlin und Brandenburg bei der Stunde der Wintervögel 2023 in die Top 10 geschafft. Grund genug, sie mal etwas genauer vorzustellen. Denn auf Wiesen und Feldern kann man sie häufig sehen. Und man hört ihre Rufe, wenn sie in Gruppen am Himmel unterwegs ist.
Die Graugans ist Europas häufigste Gans
Übrigens ist die Graugans (Anser anser) nicht nur die häufigste Gans in Europa, sondern auch die Urahnin der heutigen Hausgans. Der Vogel wird zwischen 75 und 85 Zentimeter groß und kommt auf eine Flügelspannweite von knapp 1,50 bis 1,68 Metern. Wenn sie fliegt, kann man eine breits weiße Binde im Schwanzgefieder sehen. Der Körper der Graugans ist graubraun, an Kopf und Hals ist er etwas heller. Ihr Schnabel leuchtet rosa oder orangerot, die Beine sind rosa.
Lebensraum Feuchtgebiet
Unterwegs ist die Graugans zu allen Tageszeiten. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Feuchtgebiete – egal, ob es ein Teich im Park ist, ein breiter Fluss oder die Küste. Auch auf Wiesen, abgeernteten Feldern und Weiden ist sie häufig zu sehen. Die größten Chancen aber haben Sie, wenn Sie nach oben schauen: Oft können sie Schwärme von Graugänsen sehen und an der V-förmigen Flugformation gut erkennen. Der langgezogene Ruf „kijagaa“ ist dann weithin zu hören. Die meisten Spaziergänger ahnen nicht, dass auch sie selbst Auslöser von Rufen sein können: Sobald ein Vogel im Schwarm Menschen bemerkt, warnt er die anderen.
Nester liegen geschützt in der Schilf-Zone
Die Graugans ist sehr gesellig, nur zur Brutzeit ist das anders. Wenn sich ein Paar einmal gefunden hat, bleibt es oft für sein ganzes Leben zusammen. Gebrütet wird meist ab März. Die Weibchen legen sechs bis acht Eier, die sie innerhalb von vier Wochen ausbrüten. Bevorzugte Brutplätze sind geschützte Uferbereiche, die Schilf-Zone und Inseln auf Gewässern. Dort finden die Tiere Schutz vor Räubern wie dem Fuchs. Hinzu kommt der Graugans-Vater, der nicht auf dem Nest sitzt, es aber bewacht.
Überflutungen bedrohen die Brutplätze
Gefahr droht den Gänsen nicht nur durch Raubtiere, sondern auch durch Überflutung und generell durch Unwetter. Umgekehrt benötigen sie genug Feuchtigkeit rund um das Nest, damit die Brutplätze nicht trocken fallen und von Räubern dann einfacher erreicht werden können.
Küken können nach zwei Monaten fliegen
Die Küken, die zwischen Mitte und Ende April schlüpfen, brauchen etwa zwei Monate, bis sie flügge sind, sie bleiben aber bis zum kommenden Frühjahr bei den Eltern, die ihnen alles Wichtige über die Zugrouten und gute Rastplätze beibringen.
Im Gänsemarsch über die Straße
Dazu gehört auch das Wandern: Schon kurz nach dem Schlüpfen der Jungen verlässt Familie Graugans den Brutplatz und macht sich auf die Suche nach Grünflächen, wo sie Kräuter, Gräser und Wurzeln (ihre Lieblingsnahrung) finden. Der Weg ist nicht ungefährlich, denn die Tiere müssen immer wieder auch Straßen überqueren. Hier ist die Aufmerksamkeit und ein bisschen Geduld der Autofahrer gefragt.
Die Graugans ist in Zugvogel, aber…
Etwa 42.000 bis 59.000 Brutpaare gibt es zurzeit in Deutschland, die Graugans gilt damit als nicht gefährdet. Im Gegenteil: Bei der Stunde der Wintervögel gehört sie zu den Gewinnern: Ihr Bestand ist überall stark gestiegen: deutschlandweit waren es plus 209 Prozent, in Berlin plus 740 Prozent und in Brandenburg plus 231 Prozent. Das kann auch daran liegen, dass es in jüngster Zeit im Januar sehr mild ist. Graugänse sind eigentlich Zugvögel, die den Winter in Süd- oder Westeuropa verbringen, aber immer häufiger bleiben sie das ganze Jahr über in ihren Lebensräumen in Deutschland. Nahrung finden sie dann auf Getreide- und Maisfeldern.
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