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Kleines Zweiblatt: Ein Winzling wird Orchidee des Jahres 2023

Das Herz-Zweiblatt, auch als Kleines Zweiblatt bekannt, ist gerade von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) zur Orchidee des Jahres 2023 gekürt worden. Wenn Sie diese Pflanze sehen, können Sie sich glücklich schätzen. Sie ist nämlich nicht nur sehr selten, sondern auch so klein, dass man sie glatt übersehen könnte, wenn man nicht genau hinschaut.

Das Kleine Zweiblatt wird höchstens 15 Zentimeter groß

Das Kleine Zweiblatt (Neottia cordata) ist der kleine Verwandte des Großen Zweiblatts, das zwar auch selten, aber deutlich häufiger ist. Es wird nur etwa 15 Zentimeter groß. Am Stängel trägt es die beiden namensgebenden, leicht herzförmigen Blätter, zwischen denen der zarte Stängel wächst.

Kleine gelbgrüne oder rötliche Blüten

Zwischen Mai und August bildet die Orchidee ihre kleinen, auf den ersten Blick unauffälligen grünen, manchmal auch gelbgrünen oder rötlichen Blüten. Es lohnt sich, in die Knie zu gehen und genau hinzuschauen, wenn Sie die Orchidee sehen, denn die weit geöffneten Blüten sind wirklich wunderschön (siehe Foto)! Etwa fünf bis zehn davon bilden eine lockere Traube. Ihre Lippe wird gerade einmal fünf Millimeter lang.

Staubfeine Samen

Trotzdem finden die Blüten Bestäuber in Gestalt von winzigen Käfern und Pilzmücken – und sollten die Insekten ausbleiben, können sich die Blüten auch selbst bestäuben. Anschließend bilden sich die kugeligen Früchte, in denen die staubfeinen Samen heranreifen. Die Pflanze vermehrt sich allerdings nicht nur über sie, sondern auch mit Hilfe des kriechenden Rhizoms (Wurzelstock).

Hohe Ansprüche an den Lebensraum

In Berlin und Brandenburg gibt es das Kleine Zweiblatt leider nicht – in Norddeutschland kommt es nur im Gebiet des Harzes vor. Die größten Vorkommen gibt es in Süddeutschland. Dass die Orchidee so selten ist, liegt an den hohen Ansprüchen, die sie an ihren Lebensraum stellt. Sie besiedelt Gebiete, in denen mindestens 1000 Millimeter Regen pro Jahr fallen. Vor allem in Nadelwäldern mit moosigen Untergründen kann man sie sehen. Die Böden müssen locker und nährstoffarm sein. Auch die Luftfeuchtigkeit muss hoch sein.

Gefahr durch Klimawandel und intensive Forstwirtschaft

Fehlender Regen aufgrund des Klimawandels macht dem Kleinen Zweiblatt zu schaffen, aber auch erhöhte Stickstoffeinträge aus der Luft. Wo Fichten absterben, verändert sich zudem das Mikroklima: Der Sonnenschutz und das feuchte, kühlere Waldklima gehen verloren. Beides sorgt dafür, dass die Orchidee verschwindet. Hinzu kommt die intensive Land- und Forstwirtschaft mit Kahlschlägen und Entwässerung. In mehreren Bundesländern steht die Pflanze inzwischen vor dem Aussterben. Grund genug für den AHO, auf das Kleine Zweiblatt und auf seinen Lebensraum aufmerksam zu machen.

Kleines Zweiblatt steht unter strengem Schutz

Wie alle heimischen Orchideen ist das Kleine Zweiblatt streng geschützt. In Nadelwäldern mit moosigen Untergründen sollten Sie deshalb unbedingt auf den Wegen bleiben, um nicht zu riskieren, eines zu zertreten.

Kleines Zweiblatt in seinem Lebensraum Foto: Eberhard Müller
Kleines Zweiblatt in seinem Lebensraum Foto: Eberhard Müller

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