Egal, was die Menschen sagen: Das mit der Wettervorhersage überlässt der Laubfrosch gern den Meteorologen. Sollen sie ihn doch Wetterfrosch nennen, so oft sie wollen – er klettert nicht auf Pflanzen, um schönes Wetter anzukündigen, sondern weil bei Sonne die Insekten höher fliegen und er deshalb höher klettern muss. So einfach ist das. Früher hat man den Laubfrosch oft in Gläser mit kleinen Leitern gesetzt – und wenn er irgendwann hochgeklettert ist, war man überzeugt, dass das Wetter schön wird. Was natürlich gelegentlich auch gestimmt hat.
Der Laubfrosch ist sehr selten geworden
Heute sind die menschlichen Wetterfrösche weitaus häufiger als der einstige Namensgeber. Der Laubfrosch (Hyla arborea), den man an seiner kräftig blattgrünen Farbe an Kopf und Rücken und dem dunklen Streifen an der Seite gut erkennen kann, ist sehr, sehr selten geworden und deshalb streng geschützt. Aus der Berliner Natur ist er wohl verschwunden, aber in Brandenburg kann man ihn mit etwas Glück sehen.
Ein Leben auf Büschen und Bäumen
Und zwar nicht nur im Wasser, wie man es von Fröschen sonst gewohnt ist: Der Laubfrosch ist die einzige Amphibienart in Mitteleuropa, die auch in Büschen und Bäumen herumklettert (was ihm den Ruf des Wetterpropheten verschafft hat). Er schafft das durch Haftscheiben an den Enden seiner Finger und Zehen, die ihm so viel Halt geben, dass er wie der Gecko sogar an Fensterscheiben haften bleibt.
Vorliebe für kleine Gewässer mit viel Sonne
Wasser aber braucht der nur etwa drei bis fünf Zentimeter große Laubfrosch aber trotzdem. Und genau dort liegt sein Problem. Er wohnt nämlich in kleinen Gewässern mit nicht allzu viel Fischbestand, genug Sonne und ausreichend Wasserpflanzen, außerdem in Röhrichten, behutsam gepflegten Niedermooren und Auwäldern. Und diese Lebensräume sind selten geworden, weil sie wirtschaftlich nur schwer zu nutzen und deshalb für den Menschen uninteressant sind.
Lautstarker Herrenchor
Wenn man ein solches laubfrosch-geeignetes Biotop findet, sollte man sich mal an den ersten warmen Abenden des Jahres, so im April oder Mai, in die Nähe setzen und abwarten. Mit etwas Glück hört man die Balzgesänge mehrerer Männchen, die mit einem kräftigen „äppäpäppäpp“ um Weibchen werben. Der Herrenchor kann ziemlich laut singen – ich habe gelesen, dass ein Laubfrosch schon mal 90 Dezibel schafft! Die Weibchen stört der Lärm nicht. Im Gegenteil: Je lauter gesungen wird, desto mehr Weibchen lassen sich sehen. Das Geräusch entsteht in einer Schallblase an der Kehle, die die Männchen prall mit Luft füllen können.
Von der Kaulquappe zum Frosch
Irgendwann verstummt der Gesang – und wenig später werden die ersten Laichballen an Wasserpflanzen geklebt. Aus denen schlüpfen die winzigen Larven, die sich innerhalb von etwa 70 Tagen von der Kaulquappe in einen Laubfrosch verwandeln. In der Zeit ernähren sie sich (falls sie nicht von Fischen oder Vögeln aufgefressen werden), von Algen, der ausgewachsene Frosch bevorzugt Insekten. Sobald sich ein potenzielles Opfer bewegt, hält es der Laubfrosch wie das Chamäleon: Seine Zunge schnellt aus dem Maul und die Beute bleibt daran kleben.
Der Laubfrosch – eine streng geschützte Art
Übrigens ist der König der Frösche in ganz Europa streng geschützt. Das bedeutet nicht nur, dass man ihn natürlich weder fangen noch töten darf, sondern auch, dass man genug Abstand zu ihm halten sollte, um ihn nicht zu beunruhigen. Erlaubt (und erwünscht) ist, was Naturschützer schon tun: dabei zu helfen, neue Lebensräume für die Tiere zu schaffen und bestehende zu erhalten. Damit man bald wieder mehr Laubfrosch-Frühlingskonzerte im Tümpel erleben kann.
Ein kurzes Video der Sielmann-Stiftung über den Laubfrosch
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