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Keine Angst vor der Ringelnatter

Schlangen gehören allgemein nicht zu den Lieblingstieren. Irgendwas geht von ihnen aus, das sie für Menschen unheimlich macht. Das gilt nicht nur für einheimische Tiere wie die Ringelnatter (Foto). Ich erinnere mich an eine Reise nach Italien, als eine Schlange (welche, habe ich leider vergessen) auf einer Landstraße entlangschlängelte und einen kleinen Tumult verursachte. Mehrere Leute zeigten mit dem Finger auf sie und riefen „La Bestia“. Ich verstand nur „Bestie“ und machte sicherheitshalber einen sehr großen Bogen um das Tier, das nicht wirklich angriffslustig war, eher so träge, wie man an einem sehr heißen Sommertag in Italien nur sein kann.

Sechs Schlangenarten in Deutschland

In Deutschland gibt es sechs Schlangenarten: Die Schlingnatter (das Reptil des Jahres 2013), die Würfelnatter, die Ringelnatter, die Äskulapnatter (die übrigens das Wappentier von Ärzten und Apothekern ist), die Aspisviper und die Kreuzotter. Nur zwei davon sind giftig, für gesunde Menschen aber meist harmlos: die Kreuzotter (sehr selten) und die Aspisviper (noch seltener).

Eine der sechs Schlangenarten gibt es sogar in der Berliner Natur: die völlig ungefährliche Ringelnatter. Sie kann bis zu 1,20 Meter lang werden, ist dunkelgrau und hat am Hinterkopf halbmondförmige gelbe Flecken – diesem Halsring verdankt die Ringelnatter ihren Namen.

Die Ringelnatter liebt Sonne – und Wasser

Die Schlange, die in Deutschland zu den gefährdeten Arten gehört und unter besonderem Schutz steht, liebt Gewässer, sie ist aber auch in lichten Wäldern zu sehen. Als ich vor einiger Zeit auf dem Darß war, habe ich gleich mehrere Ringelnattern gesehen, meist irgendwo in der Sonne, mit Wasser in der Nähe. Mit dem Wasser ist die Schlange so verbunden, dass sie sogar schwimmen und tauchen kann. Im Wasser findet sie ihre Beute (Frösche und Fische) – auch Goldfischteiche finden die Tiere deshalb unwiderstehlich.

Zum Riechen benutzt sie ihre Zunge

Aber sie jagen auch an Land. Die Ringelnatter erkennt ihre Beute durch Bewegungen, aber auch durch Geruch – und fürs Riechen nutzt sie ihre Zunge, die sie sehr schnell auf und ab bewegt. Im Moment ist Paarungszeit bei den Nattern, anschließend legt das Weibchen zehn bis 30 Eier in feuchte Erde, gerne auch in Komposthaufen. Die jungen Schlangen schlüpfen ab Ende Juli. Schon Ende September suchen sie sich Winterquartiere in Bäumen, Mauern, Ruinenresten oder Hohlräumen im Boden. Vier Jahre brauchen die Jungtiere, bis sie geschlechtsreif werden.

Angreifer werden angezischt

Mit Menschen haben es die Schlangen nicht so. Wenn sich einer nähert, ist das für sie das Signal zur Flucht. Wenn ihr der Fluchtweg abgeschnitten wird, dann kann es aber auch schon passieren, dass sie den vermeintlichen Angreifer anzischt – mir ist das mit genau der Schlange passiert, die auf dem Foto zu sehen ist. Sie tat ihren Unmut kund und schlängelte dann ihrer Wege.

Die Ringelnatter ist keine Giftschlange

Beißen kann die Ringelnatter auch, aber das tut sie beim Menschen nur sehr, sehr  selten und ihr Biss ist nicht gefährlich, weil sie keine Giftschlange ist. Spannend ist, dass die Ringelnatter auf Temperaturen reagiert: Wenn es warm ist, vergrößert sie ihre Oberfläche, bei kühlen Temperaturen verkleinert sie sie. Sollte es im Sommer mittags zu heiß werden, zieht sie sich in schattige Bereiche zurück.

Wer eine Ringelnatter sieht, der darf sich über die seltene Begegnung freuen und sollte sich dann diskret zurückziehen, um sie nicht zu stören.

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6 Antworten auf „Keine Angst vor der Ringelnatter“

Hallo Frau Böttcher,
ich habe gestern in unserem Kleingarten in Berlin-Wilmersdorf eine ca. 50cm lange Schlange gesehen. Sie war allerdings nicht braun wie die Ringelnatter auf ihrem Foto, sondern grün. Auch meine ich, einen blauen Streifen am Kopf gesehen zu haben. Bevor ich ein Foto machen konnte, war sie allerdings schon zwischen den Blumenstauden verschwunden. Könnten Sie mir vielleicht trotzdem einen Tipp geben, um was für eine Schlange es sich handeln könnte. Meine Freundin meinte nämlich, so eine wie die von mir beschriebene Schlange würde es in Deutschland gar nicht geben.
Vielen Dank im Voraus und viele Grüße
A. Bäßler

Liebe Frau Bäßler,
mir kommt eine solche Schlange auch eher unbekannt vor. Ich werde aber bei der Wildtierberatung nachfragen und gebe Ihnen dann gerne Bescheid.
Herzliche Grüße von Silke Böttcher

Hallo Frau Böttcher,
jetzt, wo ich den Fotoapparat immer griffbereit habe, lässt sich die Schlange nicht mehr blicken. Vielleicht hat es ihr bei uns doch nicht gefallen und sie ist weitergezogen.
Viele Grüße
Andrea Bäßler

Hallo, Frau Bäßler,
vielleicht taucht sie ja doch nochmal auf! Ich bin jedenfalls sehr gespannt!
Herzliche Grüße
Silke Böttcher

Hallo Silke Böttcher,

eben hat unsere fast ein Jahr alte Katze im Garten mit einer kleinen Schlange gespielt. Ich habe ihr diese abgenommen und in Sicherheit gebracht. Vorher musste ich sie natürlich fotografieren.(die Schlange). Kann ich Ihnen ein Bild schicken, um die Schlange zu bestimmen?
Zudem habe ich in Frankreich eine Schlange fotografiert, die eine kleine Stupsnase hatte. Darf ich Ihnen das Bild auch zukommen lassen oder sind Sie auf Ringelnattern spezialisiert?

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Kemper, Nideggen/Eifel

Hallo, Herr Kemper,
sehr gerne!! Ich bin gespannt auf die Fotos und hoffe, Ihnen helfen zu können.
Herzliche Grüße von Silke Böttcher

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