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Der Weberknecht: Begegnung mit Daddy Langbein

„Daddy Long Legs“ (Daddy Langbein) wird der Weberknecht in England genannt, und dieser liebenswürdige Name passt ganz wunderbar. Denn das, was an dem Tier am meisten auffällt, sind seine extrem langen Beine. In Gärten, auf Wiesen und Hecken kann man ihm begegnen.

Der Weberknecht spinnt kein Netz

Zu den „echten“ Spinnen gehört der vorwiegend nachtaktive Weberknecht nicht, obwohl auch er acht Beine hat. Er bildet eine eigene systematische Ordnung der Spinnentiere. Klingt kompliziert, aber es gibt große Unterschiede: „Echte“ Spinnen haben nämlich Spinndrüsen im Hinterleib, mit denen sie Netze bauen, und als einzige Spinnentiere spritzen sie mit ihren Fängen Gift. Der Weberknecht, der auch in Deutschland manchmal als Opa Langbein oder als Schneider bezeichnet wird, hat weder Spinn-,  noch Giftdrüsen.

Lange Beine und ein gedrungener Körper

Erkennen kann man Weberknechte recht einfach: Sie haben einen eiförmigen Körper, der „durchzuhängen“ scheint, und sehr lange, dünne Beine. Eine Verwechslungsmöglichkeit gibt es aber: Wer in irgendwelchen Ecken seiner Wohnung ein Spinnentier sieht, das dem Weberknecht ähnlich sieht, der hat vermutlich eine Zitterspinne als Hausgast. Sie baut, anders als der Weberknecht, ein (sehr unregelmäßiges) Netz. Und warum sie so heißt, wird klar, wenn man ihr mal zu nahe kommt: Dann beginnt sie mitsamt Netz zu zittern – ein Angreifer hätte es auf diese Weise schwer, sie zu fangen.

Biegsame Beine

Aber zurück zum Weberknecht. Mit seinen Beinen ist er äußerst geschickt. Was daran liegt, dass sie sehr biegsam sind: Das Tier kann sie um Blätter und Zweige schlingen und sich so erstaunlich schnell vorwärts bewegen. Bei Gefahr sind Weberknechte sogar in der Lage, einzelne Beine abzuwerfen. Und sie haben noch eine weitere Möglichkeit, sich zu schützen: Sie produzieren ein unangenehm riechendes Sekret, das angreifende Insekten betäuben oder sogar töten kann.

Wo man Daddy Langbein sehen kann

Lebensraum des Weberknechtes sind, wie schon erwähnt, Hecken, Wiesen und Gärten, vor allem aber naturnahe Wälder. Dort hält er sich vor allem am Boden auf und sucht nach abgestorbenen Pflanzenteilen. Auch tote Insekten gehören zu seiner Nahrung.

Weberknecht: Intensive Land- und Forstwirtschaft bedroht ihn

Weberknechte gibt es übrigens schon seit 400 Millionen Jahren. Es gibt Exemplare, die in Bernstein eingefasst sind – auf diese Weise konnte man feststellen, wie alt sie sind. Ich habe gelesen, dass sich einige Arten seit dieser Zeit beinahe gar nicht verändert haben, was für ein Erfolgsmodell spricht. Aber heute haben sie es leider trotzdem schwer: Intensive Land- und Forstwirtschaft, bei der Totholz entfernt wird, gefährdet leider auch den Bestand der Weberknechte.

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2 Antworten auf „Der Weberknecht: Begegnung mit Daddy Langbein“

Hallo Silke,

ich habe gerade Deinen etwas älteren Beitrag über Weberknechte gelesen (2015).
Zitat von Dir: „Mit ihren Beinen sind Weberknechte äußerst geschickt. Was daran liegt, dass sie sehr biegsam sind“.

Die Beine sind bei den Weberknechten deswegen so biegsam, weil diese und insbesondere die „Beinspitzen“ (also Tarsen) aus sehr vielen (bis zu 30) einzelnen kurzen Gliedern zusammengesetzt sind.

Lars Friman

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