Eine meiner Lieblings-Frühlingspflanzen ist der Bärlauch. Weil man ihn schon bemerkt, bevor man ihn sieht. Weil seine Blüten aussehen wie kleine Feuerwerke und weil er in manchen Wäldern ganze Teppiche bildet. Ach ja: Und natürlich auch, weil er himmlisch schmeckt.
Bärlauch: Schönheit mit weißen Sternen
Der Bärlauch (Allium ursinum) hat längliche Blätter, die intensiv nach Knoblauch duften. Die Blätter kommen zuerst, bis zur Blüte dauert es ein paar Wochen. Viele kleine weiße Sterne bilden eine kugelige Scheindolde – auch sie duften kräftig nach Knoblauch. Lieblings-Standort des Bärlauchs sind lichte Mischwälder mit kalkhaltigen Böden. Seine Lebensräume teilt er sich mit Pflanzen wi dem Buschwindröschen, dem Märzenbecher und dem Hohlen Lerchensporn.
Lecker mit Quark und gut gegen Krankheiten
Die Blätter des Bärlauchs schmecken so, wie die Pflanze riecht: pfeffrig-knoblauchig und sehr kräftig. Man kann daraus ein sehr leckeres Zaziki machen, und auch als Pesto ist es ein Genuss (Rezepte finden Sie am Ende dieses Textes). Gesund ist das Gewächs auch noch: Bärlauch enthält Vitamin C, ätherisches Öl, Mineralsalze und Allicin (das Umsetzungsprodukt der Aminosäure Allin, das für den typischen Knoblauchgeruch verantwortlich ist).
Schutz vor Arteriosklerose
Die Pflanze wirkt antibiotisch, blutreinigend, entzündungshemmend und schleimlösend. Er hilft bei Verdauungsproblemen wie Blähungen und Durchfall, regt den Stoffwechsel an, senkt den Cholesterinspiegel, baut krankhafte Ablagerungen in den Blutgefäßen ab und schützt so vor Arteriosklerose. Außerdem senkt er den Blutdruck und wirkt gegen Rheuma. Auch Erkrankungen der Atemwege werden gelindert.
Der Bärlauch: In Brandenburg auf der Roten Liste
In Berlin und Brandenburg ist der Bärlauch selten. Ich habe ihn nur ein- oder zweimal gesehen. In Brandenburg steht er sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und darf deshalb nicht gepflückt werden. Für ganz Deutschland (bzw. in den Bundesländern, in denen der Bärlauch nicht auf der Roten Liste steht) gilt: In Naturschutzgebieten ist das Sammeln nicht erlaubt, außerhalb darf man es, aber dann immer nur kleine Mengen für den Eigenbedarf. Einfacher ist es, ihn im Biomarkt zu kaufen oder selbst im Garten anzubauen. Töpfe (in Bioqualität) gibt es in guten Gartencentern. Mit seinen hübschen Blüten ist es dort auch ein echter Blickfang!
Vorsicht, Verwechslungsgefahr!
Vor dem Sammeln des Bärlauchs in der wilden Natur ist auch noch aus einem anderen Grund abzuraten: Die Pflanze hat große Ähnlichkeit mit dem Maiglöckchen – und das ist extrem giftig. Jedes Jahr gibt es Vergiftungsfälle, von denen einige sogar tödlich enden. Das Maiglöckchen riecht allerdings nicht nach Lauch.
Berlin und sein Seltsamer Lauch
Wer sich nur am Duft des Bärlauchs orientiert, der könnte in Berlin übrigens fehlgeleitet werden. Hier wächst nämlich auch der Seltsame Lauch, der in der Region inzwischen so häufig ist, dass er den Namen Berliner Bärlauch bekommen hat. Manche nennen ihn auch Wunder-Lauch. Seine Blätter sind allerdings sehr schmal (beinahe wie dickliche Grashalme) und die Blüten sind kleine Glöckchen. Der Duft indessen ist ähnlich wie der des Bärlauchs – und den Einwanderer aus dem Kaukasus und Zentralasien kann man auch essen (der Geschmack ist ein bisschen weniger intensiv als der des Bärlauchs, aber ebenfalls sehr lecker). Pflücken ist erlaubt und sogar erwünscht, denn der Seltsame Lauch verdrängt einheimische Arten wie das Buschwindröschen.
Rezept für Zaziki und Bärlauch-Pesto
Bärlauch-Zaziki: Etwa 50 Gramm Bärlauchblätter klein schneiden. 150 Gramm Sahnejoghurt sowie 250 Gramm Magerquark mischen und in eine Schüssel geben. Eine kleine Gemüsegurke waschen und in Würfel schneiden und zur Quark-Joghurt-Masse geben. Dann kommen die Bärlauchblätter dazu, außerdem zwei Esslöffel Öl (z.B. Olivenöl, sehr gut passt aber natürlich auch das Bärlauchöl), Salz, Pfeffer und etwas Zucker. Alles gut durchmischen und am besten sofort genießen.
Bärlauch-Pesto: Dafür braucht man 200 Gramm Bärlauch, jeweils 50 Gramm Pinien-, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, 500 Milliliter Rapskernöl (am besten in Bioqualität), 100 Gramm Parmesan, Pecorino oder einen anderen Hartkäse, drei Knoblauchzehen, etwas schwarzen Pfeffer und etwas Salz. Die Bärlauchblätter werden gewaschen und trockengeschleudert, dann grob gehackt und in eine Schüssel gegeben. Die Kerne mischen und dazugeben, die Knoblauchzehen hacken und darunterrühren. Jetzt kommt das Öl dazu. Anschließend wird das Ganze fein püriert. Zum Schluss kommt der geriebene Käse dazu und wird gut untergemischt. Mit Salz und Pfeffer abschmecken – fertig ist der Genuss. Wenn man das Pesto in ein dunkles Glas füllt und vor Licht schützt, hält es sich bis zu ein Jahr. Falls man es nicht gleich aufisst – es ist einfach zu lecker!
8 Antworten auf „Frühlingsbote mit Knoblauch-Duft: Bärlauch“
Wo sieht man denn, dass der Bärlauch aktuell in Brandenburg auf der Roten Liste steht, ich hab das jetzt schon oft gehört, aber finde dazu leider keine Quelle/Beleg, dass das stimmt.
Der „Geheime Lauch“ mag zwar andere Pflanzen verdrängen, allerdings ist es im Naturschutzgebiet trotzdem verboten, diesen zu pflücken. Sacrow beispielsweise, was hier als Fundort Nummer 1 angegeben wird, liegt mitten im Naturschutzgebiet Sacrower See und Königswald. Wer hier Pflücken geht, verstößt gegen das Naturschutzgesetz und kann bestraft werden. Kontrollen finden teilweise statt.
Das stimmt – in Naturschutzgebieten ist das Pflücken untersagt. Aber es gibt genug Alternativen. Danke für den Hinweis!
Viele Grüße von Silke
Vielen Dank für die Aktualisierung und Antwort. 🙂 Leider berichten sehr viele, auch große Zeitungen, immer wieder fehlerhaft über Naturschutzgebiete. Der Sacrower See wird beispielsweise immer häufiger als bester Badesee gekrönt und nie steht etwas zum Naturschutzgebiet, in dem er liegt. Baden ist nämlich auch verboten. Aber das ist ein anderes Thema.
Riskant: weil zumindest die Beschreibung zum seltsamen Lauch leicht mit den sehr giftigen Maiglöckchen verwechselt werden kann.
Verwechlung kaum möglich, die Maiglöckchen kommen später und richen auch ganz anders.
Hallo Frau Böttcher,
kurz und bündig, Ihre Info. Danke.
Wissen Sie, wo man bei einer schönen Wanderung Berlin-Brandenburg Bärlauch finden könnte? Für einen Tip (Bärlauch-Teppich!) dankt
lucién weber
Lieber Herr Weber,
herzlichen Dank für das Lob, darüber freue ich mich sehr.
Bärlauch ist in Berlin und Brandenburg so selten, dass er auf der Roten Liste steht – man darf ihn also nicht pflücken. Und Teppiche kann man deshalb leider auch nicht sehen. Es gibt aber eine ziemlich gute Alternative, die wiederum sehr häufig ist und auch Teppiche bildet: der Seltsame Lauch (Allium paradoxum). Im Augenblick kann man ihn überall in den Wäldern sehen und an den länglichen, knallgrünen Blättern auch gut erkennen. Wenn man an den Blättern reibt, duften sie intensiv nach Lauch. Die Blüten sind kleine weiße Glöckchen.
Der Seltsame Lauch, auch Berliner Bärlauch genannt, ist ein Einwanderer, und weil er andere Frühlingsarten wie das Buschwindröschen verdrängt, wird er von Naturschützern nicht so gerne gesehen. Sammeln der Pflanze ist deshalb erlaubt. Die Blätter schmecken eine Spur weniger intensiv als Bärlauch, aber auch sehr gut (ich habe es selbst ausprobiert). Im Gebiet um Sacrow bei Potsdam wächst er in großer Menge, und in Berlin gibt es auch viele Stellen, zum Beispiel an Schlachtensee und Krummer Lanke in Zehlendorf.
Außerhalb von Brandenburg kann man traumhafte Bärlauch-Teppiche zum Beispiel im Nationalpark Hainich in Thüringen sehen (der übrigens wirklich wunderschön ist, gerade im Frühjahr. Info: http://www.nationalpark-hainich.de).
Herzliche Grüße von Silke Böttcher