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Wilde Wälder für die Europäische Wildkatze

Sie ist scheu und sehr, sehr selten. Deshalb gelingt es nur wenigen Menschen, einmal eine Europäische Wildkatze in freier Wildbahn zu sehen. Der BUND möchte etwas für die Samtpfote tun und hat das vom Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ initiiert.

Die Europäische Wildkatze ist keine verwilderte Hauskatze

Auch wenn viele Menschen der Meinung sind, dass die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) von verwilderten Hauskatzen abstammt: Das ist ein Märchen! Tatsächlich gab es die Wildkatze schon, bevor die ersten Hauskatzen mit den Römern über die Alpen kamen. Typisch ist der breite, buschige Schwanz mit zwei oder drei dunklen Ringen. Das Tier ist vor allem nachtaktiv und jagt dann vor allem Mäuse.

Vorliebe für naturnahe Laubwälder

Bevorzugter Lebensraum sind naturnahe Laub- und Mischwälder mit viel Totholz und lichten Bereichen. Und genau das ist das Problem der „Waldkatze“ – diese Wälder sind selten geworden. Wälder bedecken heute nur noch etwa 30 Prozent der Gesamtfläche in Deutschland, die meisten davon werden forstwirtschaftlich genutzt, während es ursprüngliche Buchenmischwälder leider kaum noch gibt.

So werden Wälder wildkatzengerecht

Der BUND ist jetzt dabei, mit Hilfe vieler freiwilliger Helfer vor Ort, dafür zu sorgen, dass es wieder mehr wildkatzenfreundliche Wälder gibt. In zehn Bundesländern ist er aktiv, vor allem an den Rändern des Verbreitungsgebietes. Ziel ist, den Wald, den Waldrand und das angrenzende Grünland wildkatzengerecht umzugestalten. Davon profitieren nicht nur die Katzen, sondern viele Arten, und solche Wälder haben außerdem den Vorteil, dass sie sehr klimarobust sind.

Entdeckung in Brandenburg

Europäische Wildkatze
Europäische Wildkatze Foto: Thomas Stephan / BUND

Auch Brandenburg gezört dazu, und das ist etwas Besonderes. Denn erst 2019 wurden hier erstmals Europäische Wildkatzen nachgewiesen. Seit 2020 durchstreifen Ehrenamtliche und Naturpark-Ranger Gebiete, um Wildkatzen zu finden. Die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming, die Naturparks Hoher Fläming, Märkische Schweiz und Schlaubetal wurden schon untersucht, außerdem der Naturpark Dahme-Heideseen und einige Forste. Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wurden Tiere vom Landesamt für Umwelt entdeckt.

Reich strukturierte Lebensräume

Für die Europäische Wildkatze ist es wichtig, dass die Wälder reich strukturiert sind und es alte Buchen und Eichen gibt. Deren Früchte sind die Nahrungsgrundlage für die Nagetiere, die die Hauptbeute der Katze sind. Der Jäger benötigt auch Bereiche, in denen er tagsüber schlafen kann. Dazu gehören von Brombeeren umgebene Reisighaufen, hohle Baumstämme und generell Totholz, das am Boden liegt. Auch Holzpolter, am Wegrand gestapelte Baumstämme, bieten ihm ausreichend Versteckmöglichkeiten. Diese Bereiche sind auch als Kinderstube für den Nachwuchs ideal.

Sonnenplätze und Klettermöglichkeiten

Naturnahe Wälder bieten auch stark verästelte Bäume zum Klettern, unterirdische Fuchs- und Dachsbauten, trockene Felsspalten und sonnige Lichtungen. Am Waldrand sollte es Offenlandbereiche mit Hecken, Feldgehölzen oder Hecken geben, in die sich die scheuen Tiere flüchten können. In diesen Bereichen jagt die Europäische Wildkatze vor allem Wühlmäuse.

Einzelgänger mit großem Platzbedarf

Der Platzbedarf der Samtpfote (sie war übrigens Tier des Jahres 2018) ist groß. Sie ist ein Einzelgänger. Kater durchstreifen Gebiete von 20 bis 30 Quadratkilometern, weibliche Tiere etwa sechs bis zehn Quadratkilometer.

„Unaufgeräumte“ Wälder ertragen den Klimawandel besser

Hauptverbreitungsgebiete sind Eifel, Hunsrück, Harz, Hainich und das Leine-Weser-Gebiet. Sinnvoll, so der BUND, wären Waldverbindungen, die Korridore zwischen Waldgebieten bilden. Aber jeder Wald, der naturnah ist (oder es wird), ist schon ein guter Schritt, um den Bestand der wunderschönen Europäischen Wildkatze zu sichern. Übrigens sind diese unaufgeräumten, strukturreichen, laubholzgeprägten Wälder ein Gewinn für alle. Sie können mit dem Klimawandel besser umgehen, sind vor Sturm und Austrocknung geschützt und widerstandsfähiger gegen das Artensterben.

Die Europäische Wildkatze liebt artenreiche Wälder

Denn nicht nur die Europäische Wildkatze, sondern auch andere seltene Tierarten profitieren, darunter die Bechsteinfledermaus, der Mittelspecht, der Hirschkäfer, die Haselmaus und viele Pilzarten, die andernorts schon verschwunden sind.

Und mal ehrlich: Es macht doch auch uns Menschen viel mehr Spaß, durch einen „echten“ Wald zu wandern als durch einen langweiligen Forst, oder?

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