Es ist nicht immer gut, wenn sich Tierarten vermehren. Das gilt zum Beispiel für die Miniermotte, die sich seit den 1990er Jahren in Berlin ausbreitet. Rasant. In diesem Jahr, so sagen die Berliner Behörden, ist die Zahl besonders hoch – es sollen, so heißt es, viermal mehr der Schädlinge geschlüpft sein als im vergangenen Jahr. Das bekommen vor allem die Rosskastanien zu spüren.
Die Fraßgänge der Miniermotte
Deren Blätter hatten schon früh die typischen Fraßspuren (Foto) und wurden schnell braun. Viele Kastanien haben schon einen Großteil der Blätter abgeworfen und einige starteten ein Notfallprogramm: Sie fingen ein zweites Mal in diesem Jahr an zu blühen. Im September!
Zweite Blüte als Notprogramm
Die zweite Blüte schadet den Bäumen zwar nicht, aber der Befall schwächt die Kastanien, weil sie durch das Absterben an der Photosynthese gehindert werden. Und Stadtbäume müssen ohnehin viel ertragen: Trockenheit, Hunde-Urin, Streusalz, Abgase und einiges mehr machen ihnen zu schaffen.
Die Miniermotte ist nach Angaben des Nabu zum ersten Mal 1986 in Mazedonien aufgetreten und verbreitete sich von dort über ganz Europa.
Die Blätter welken schon im Sommer
Der nur fünf Millimeter lange Schmetterling besiedelt die Blätter von Bäumen (vor allem der weiß blühenden Rosskastanie). Schon im zeitigen Frühling legt das Weibchen seine Eier auf den Oberseiten der jungen Blätter ab. Die Larven schlüpfen drei Wochen später und fressen sich durch das Innere der Blätter – gut zu erkennen an den „Fraßgängen“. Als Folge welken die Blätter, weil sie von der Wasserversorgung abgetrennt wurden, und fallen oft schon im Sommer ab.
Milder Winter ließ die Zahl der Schädlinge steigen
Dass die Zahl der Schädlinge in diesem Jahr so hoch ist, liegt am milden Winter, den die Motten problemlos überleben konnten. Dabei gibt es ein einfaches Mittel, den Befall zu verringern: Die abgefallenen Blätter müssen gesammelt und entsorgt werden. Denn in ihnen leben überwinternde Larven des Schädlings. Um sicherzustellen, dass sie nicht schlüpfen, reicht es nicht, das Laub mit Planen abzudecken.
Laub richtig entsorgen
Und auch der Komposthaufen im Garten ist kein geeigneter Ort, denn die Insekten sterben erst ab Temperaturen um 60 Grad Celsius ab. Der Senat empfiehlt, die Blätter zu einer der Großkompostierungsanlagen der Stadt, etwa bei der Berliner Stadtreinigung, zu bringen. Dort herrschen höhere Temperaturen.
Meisen haben die Motte als Beute entdeckt
Weil die Miniermotte eine Einwanderin ist, gab es lange Zeit keine natürlichen Feinde, was ihr Ausbreiten begünstigt hat. Inzwischen hat sich das ein bisschen geändert. Besonders Blau- und Kohlmeisen, aber auch Fledermäuse haben den Schädling als Beutetiere entdeckt. Auch hier kann der Mensch helfen: einfach einen Meistenkasten in die Kastanie im Garten hängen. Die Vögel nehmen das Nist-Angebot gerne an, und während sie ihre Jungen aufziehen, befreien sie den Baum ganz nebenbei von den Motten.
Die Rote Kastanie wird von der Miniermotte nicht befallen
Interessant ist, dass die Motte nur die Weißblütige Rosskastanie befällt und die rotblühende Verwandte verschmäht. Nach Informationen des Nabu sterben die Larven an der roten Kastanie ab. Woran das liegt, ist allerdings noch unklar.
Termin zum Vormerken: Am 25. November von elf bis 14 Uhr kann man in Steglitz beim Laubsammeln helfen. Treffpunkt ist an der Eduard-Spranger-Promenade (Info: mmundt@nabu-berlin.de)