Die ersten Rauchschwalben sind zurück aus ihren Winterquartieren! Und in den nächsten Tagen könnten auch die ersten Mehlschwalben auftauchen. 12.000 Kilometer haben sie zurückgelegt – eine enorme Leistung, wenn man bedenkt, wie klein die Vögel sind. Leider sieht man sie in Berlin und Brandenburg nur noch selten.
Rauchschwalben sind Kulturfolger
Die bekannteste einheimische Schwalbenart (Hirundo rustica) hat wie ihre anderen Schwalben-Verwandten den Winter südlich der Sahara verbracht. Jetzt beginnt ihre Brutzeit. Ihr Nest baut sie gerne in Scheunen, Ställen und gelegentlich auch an Gebäuden. Ihren Namen verdankt sie übrigens der Tatsache, dass sie früher auch an offenen Kaminen gebrütet hat.
Langer Schwanz und braunrote Kopffärbung
Auffällig sind die langen Schwanzspieße, die die Rauchschwalbe deutlich von der Mehlschwalbe unterscheidet. Der Kopf ist blauschwarz mit einer braunroten Färbung an Stirn und Kehle. Der Bauch ist weiß, Rückseite und Flügel blauschwarz. Der Vogel wird inklusive Schwanz maximal 22 Zentimeter lang und wiegt 16 bis 23 Gramm. Seine Flügelspannweite liegt bei bis zu 35 Zentimetern.
Jagd im Flug
Ihr Körperbau macht die Rauchschwalben zu schnellen und wendigen Fliegern. Sie kommen auf bis zu zehn Flügelschläge pro Sekunde! Meist sind sie in offenen Landschaften wie Feldern und Wiesen unterwegs, wo sie im Flug Mücken, Fliegen und andere Insekten fangen. Spaziergänger können sie nicht nur gut sehen, sondern auch ihren zwitschernden Ruf – ein hohes wit-wit-wit – hören (Stimmen-Beispiel).
Brutplätze in Ställen
In Berlin ist die Rauchschwalbe selten, weil sie Ställe als Brutplätze nutzt. Stallbesitzer, die ihr helfen wollen, sollten deshalb darauf achten, einige Fenster gekippt zu lassen, damit die Vögel ein- und ausfllegen können.
Eindrucksvolle Nester
Die Nester werden an senkrechten Wänden im Inneren von Gebäuden gebaut (anders als bei Mehlschwalben, die Hauswände und geschützte Dachvorsprünge bevorzugt). Sie bestehen aus lehmiger Erdmasse, die mit Gras verstärkt und mit Speichel verklebt wird. Die Weibchen legen Mitte April bis zu sechs weiß-braun gefleckte Eier, die es bis zu 18 Tage bebrütet. Die Jungvögel brauchen anschließend nur etwa drei Wochen, bis sie ausfliegen. Einige Arten brüten später im Jahr noch einmal.
In Deutschland gehen die Zahlen zurück
Experten schätzen, dass es in Europa 16 bis 26 Millionen Brutpaare gibt, in Mitteleuropa sind es etwa sechs Millionen. In Deutschland gehen die Zahlen allerdings seit den 1970er Jahren stetig zurück. Grund sind nicht nur unstabile Wetterbedingungen, sondern vor allem der Verlust von Nistplätzen und Nahrung. Wo Wege asphaltiert und Böden versiegelt werden, fehlen den Rauchschwalben Lehmpfützen für ihren Nestbau. Pestizide machen den Schwalben ebenfalls zu schaffen, weil dadurch Insekten fehlen. Und die zunehmende Hygiene in Ställen hat dafür gesorgt, dass die Rauchschwalbe dort vertrieben wird.
Glücksbringer für Mensch und Vieh
Dabei gelten Schwalben allgemein als Glücksbringer. Früher waren die Menschen überzeugt, dass sie die Menschen im Haus und das Vieh im Stall vor Feuer, Blitz und Krankheiten schützen. Und noch heute sind sie echte Frühlingsboten: Wenn sie unterwegs sind, ist die Sommerzeit nicht mehr weit. Und viele Menschen kennen die Bauernregel, dass tief fliegende Schwalben vor Regen warnen. Ob das stimmt, ist zwar ungewiss, aber es zeigt, dass viele Menschen doch noch stärker mit der Natur verbunden sind, als man meinen könnte.
Hilfe für Mehl- und Rauchschwalben
Wer Schwalben helfen möchte, kann dafür sorgen, dass Mauervorsprünge in Ställen, Scheunen oder Carports für die Rauchschwalbe erreichbar sind und es Einflugluken gibt. Und Hausbesitzer, die sich über den Kot von Mehlschwalben unterhalb der Nester ärgern, können einfach einen halben Meter unterhalb des Nestes ein Brett zum Auffangen der Exkremente anbringen oder die Fassade einfach regelmäßig reinigen (mal ganz abgesehen davon, dass man sich mit dem Verscheuchen der Schwalben ja auch um das Glück bringt, das sie bescheren sollen….).
Aktion Schwalbenfreundliches Haus
Beim NABU in Mecklenburg-Vorpommern und anderen Bundesländern gibt es die Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“. Hausbesitzer, die Schwalben an ihren Häusern brüten lassen, bekommen eine Plakette – eine Auszeichnung, von der vor allem Hotels, Pensionen und Restaurants in Touristenregionen profitieren.
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