Es gibt Pflanzen, die auf den ersten Blick so spektakulär sind, dass man sie nie übersehen könnte. Naja, fast nie. Manch gestresster Großstädter würde vermutlich sogar an einem Adonisröschen vorbeigehen. Die Pflanze, um die es heute geht, die übersieht man aber oft auch dann, wenn man genau hinschaut. Das Veilchen ist eine Schönheit für den zweiten Blick.
Veilchen blühen zwischen März und Juni
Die bekanntesten Veilchen-Arten sind das Wohlriechende und das Hundsveilchen. Das Foto zeigt die zweite Variante. Dieses Gewächs ist auch in Berlin heimisch – sehr häufig aber ist es nicht. Das gesuchslose Hundsveilchen (Viola canina) liebt saure Lehmböden und steht am liebsten auf Heideflächen oder in lichten Frühlingswäldern. Auch an Wegrändern kann man ihm zwischen März und Juni begegnen. Es ist ein Winzling von maximal 20 Zentimetern Höhe, mit herzförmigen Blättern und wunderschönen zartvioletten Blüten. Viele Schmetterlingsarten lieben das Veilchen als Futterpflanze für ihre Raupen, darunter der Kaisermantel und der Perlmuttfalter – sie sind beide sehr selten geworden.
Das Wohlriechende Veilchen (Viola odorata), auch als Duftveilchen bekannt, wächst auf Wiesen und in Wäldern. Es bevorzugt Standorte, die halbschattig sind, weshalb man es zum Beispiel unter nicht zu dichten Sträuchern sehen kann. Blütezeit ist im März und April, und es ist ein wichtiger Nektarlieferant für erste Schmetterlinge wie den Distelfalter.
Berühmter Verwandter: das Stiefmütterchen
Ungefähr 500 Veilchen-Arten gibt es weltweit, zu den bekannteren zählt übrigens auch das Stiefmütterchen. Das Usambaraveilchen allerdings gehört trotz des Namens nicht zur Gattung der Veilchen – den Namen bekam es, weil die ersten Arten die typische Veilchenfarbe (violett) hatten. Allen Veilchen gemeinsam sind die länglichen Früchte, in denen viele eiförmige Samen stecken. Die Blütenformen ähneln sich und sind trotzdem sehr unterschiedlich. So manche Art kann man in Gärten sehen, andere blühen unbemerkt im Frühlingswald.
Der zarte Duft des Wohlriechenden Veilchens
Wer ein Wohlriechendes Veilchen entdeckt und die Nase dranhält, der wird sich in den zarten Duft verlieben und vielleicht das Gefühl haben, dass er ihn kennt. Tatsächlich werden das Wohlriechende und das Parma-Veilchen (eine kultivierte Veilchenart) in der Parfümherstellung verwendet – ähnlich wie auch die Heckenrose. Allerdings nutzt man heutzutage weniger das Absolue (den hochkonzentrierten Duftstoff) aus den Blüten, sondern eher den Duft aus den Blättern – und zudem werden die Wurzeln verwendet.
Likör mit Veilchen-Aroma
Die Duftveilchen spielen auch in der Naturheilkunde eine Rolle: Ihr Duft wird in der Aromatherapie eingesetzt, und manche aromatisieren zudem Liköre mit dem Veilchen-Aroma (das von mir bisher nicht getestete Resultat heißt „Crème de Violette“).
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5 Antworten auf „Das Veilchen – ein zarter Frühlingsbote“
Hallo Nico,
bitte keine Blumen in der freien Natur pflücken, die Insekten haben doch sowieso schon so wenig Auswahl. Ich erlebe es auch immer wieder in meinen Urban Gardening Beeten, dass die Leute einfach zugreifen – dabei kann doch jeder selbst die Pflänzchen in seinem Garten oder einem eigenen Wildbeet ziehen, es ist wirklich nicht schwer.
Silke, ich bin auf Deiner Seite gelandet, weil ich dieses Veilchen gestern in meinem Urban Gardening Beet entdeckt habe und von der Zartheit ganz gerührt war. Es hat sich da selbst etabliert und ist jetzt mit Leberblümchen und Scilla der erste Frühlingsgast. Danke für Deine Seite, sie ist äußerst hilfreich und schön und spannend zu lesen!
Marion
Hallo Silke,
seit mehreren Jahren habe ich jetzt auf meiner Wunschliste, einmal Veilchenlikör selbst anzusetzen; und immer wieder habe ich während der Veilchensaison nicht daran gedacht…
Aber! Jetzt ist es ja bald wieder so weit. Ich bin nun allerdings ganz neu hier in Berlin & habe auch so noch nie Veilchen gesammelt… Ich hatte gehofft, dass vielleicht du mir einen Tip hast, wo ich Veilchen pflücken kann? Es stört mich nicht, wenn ich dazu mit Rad oder Bahn 60-90 Minuten aus Berlin rausfahren muss; hauptsache keine Hundewiese und kein Naturschutzgebiet (:
Würde mich sehr freuen…
Hallo, Nico,
danke für Deine Nachricht!
Das Duftveilchen ist leider in Berlin ziemlich selten. Die Gebiete, die ich kenne, sind außerdem alle Schutzgebiete. Aber Du könntest es im Spandauer Forst mal probieren. In der Nähe von Glashütte südlich von Berlin habe ich es auch schon gesehen, außerhalb von Schutzgebieten. Falls es nicht klappt: Das Duftveilchen kann man auch im Blumentopf ziehen – Samen oder Pflanzen bekommt man in guten Gartencentern, am besten natürlich in Bio-Qualität.
Liebe Grüße – und viel Glück beim Finden!
Silke
Super, das sind doch mal Tips (: Danke! Was denkst du, ab wann sich das Veilchen hier in Berlin blicken lässt?
Hallo, Nico,
die Blütezeit ist im März und April, aber wegen der Kälte im Moment schätze ich mal, dass es noch mindestens zwei Wochen dauert, bis die ersten Veilchen blühen.
Liebe Grüße von Silke