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Warum der Vogelgesang im Hochsommer verstummt

Noch vor wenigen Wochen wurden wir morgens regelmäßig von einem vielstimmigen Vogelchor geweckt. Und jetzt? Herrscht Stille. Der Vogelgesang hat aufgehört. Ab und zu hört man eine Taube oder einen Eichelhäher, aber die Konzertsaison ist zu Ende. Woran liegt das?

Vogelgesang während Balz und Brutzeit

So sehr uns der Vogelgesang freut: Die Natur hat dabei nicht an unser Vergnügen gedacht. Die Vögel singen nicht aus Lebensfreude (auch wenn uns dieser Gedanke gefallen würde), sondern um im Frühling einen Partner anzulocken und um ihre Brutreviere zu markieren. Das aber ist jetzt vorbei. Die meisten Jungvögel haben ihre Nester verlassen und die Eltern haben keinen Grund mehr, lautstark ihr Revier zu verteidigen.

Konzert vor Sonnenaufgang

Im Frühling und Frühsommer richten sich die Singvögel beinahe nach der Uhr: Etwa 80 Minuten vor Sonnenaufgang öffnet der Gartenrotschwanz seinen Schnabel, gefolgt vom Hausrotschwanz (70 Minuten vor Sonnenaufgang). Rauchschwalbe (60 min), Singdrossel (55 min), Rotkehlchen (50 min), Amsel, Goldammer und Mönchsgrasmücke (alle 45 min), Zaunkönig (40 min), Blaumeise und Zilpzalp (35 min), Kohlmeise (30 min), Stieglitz (20 min), Star und Grünfink (15 min) sowie Buchfink (10 min) reihen sich nacheinander ein.

Ende Juli kehrt Stille ein

Spätestens Ende Juli beenden die meisten Singvögel ihre Konzertreihe. Nur der Star hält bis in den September durch. Und die Mauersegler lassen ihre jubelnden Rufe bis Anfang August hören. Dann schweigen auch sie – sie gehören zu den ersten Zugvögeln, die sich auf die weite Reise in den Süden machen.

Die Mauser beginnt

Es gibt aber noch mehr Gründe für das Ende des Vogelgesangs. Jetzt beginnt für viele Vögel die Zeit der Mauser. In dieser Zeit tauschen sie das ganze oder Teile ihres Federkleides aus. Dieser Wandel wird durch Hormone ausgelöst, die unter anderem von Licht, Nahrung und Temperatur abhängig sind. Meist gibt es zwei Mauser-Zeitpunkte, einen im Sommer und einen im Winter. Die Tiere trnnen sich im Sommer von ihrem Pracht- und im Winter von ihrem Ruhekleid.

Der Federkleid-Wechsel ist kräftezehrend

Für die Vögel ist die Zeit der Mauser sehr anstrengend, denn sie sind weniger vor Angreifern geschützt. Das gilt vor allem für die Tiere, die das ganze Gefieder austauschen (Vollmauser). Sie können in dieser Zeit für einige Tage nicht fliegen. Hier sind vor allem Entenvögel betroffen. Bei der Teilmauser dagegen wird nur ein Teil des Gefieders ersetzt, was weniger kräftezehrend ist. Die Vögel können weiterhin fliegen, allerdings sind sie in ihrer Bewegung ebenfalls eingeschränkt. Meist ziehen sie sich in diesen Tagen zurück, kümmern sich um die Gefiederpflege und verstecken sich vor Fressfeinden. Klar, dass man dann keinen Vogelgesang hört.

Futtersuche auf Feldern und Wiesen

Spatzen und Meisen verlassen ihre Brutgebiete, wenn die Jungen groß sind. Man sieht sie dann vor allem auf noch nicht abgeernteten Feldern und Wiesen. Dort finden sie reichlich Nahrung. Zugvögel brauchen das besonders, denn sie müssen sich vor ihrem Abflug in den Süden etwas Speck anfuttern.

Naturnahe Gärten locken Singvögel an

Gartenbesitzer können den Vögeln helfen, indem sie ihnen Rückzugsmöglichkeiten, etwa in Hecken, bieten. Auch ein reiches Angebot an reifen Früchten, Beeren und Samen lockt sie an. Ideal sind naturnahe Gärten, in denen neben Gehölzen wie Weißdorn, Vogelbeere oder Wildem Wein auch viele heimische Wildblumen wachsen. Auch Brennesseln kommen gut an, denn hier finden die Vögel viele Schmetterlingsraupen.

Vogelgesang von der Sitzwarte aus

Auch gut: erhöhte Sitzwarten, von denen aus die Tiere gerne ihre Gesänge anstimmen und nach Feinden Ausschau halten. Im Sommer können Sie zudem eine flache Schale mit Wasser füllen und in den Garten stellen – als Trink- und Badestelle für Vögel.
Eins ist klar: Wenn Sie Ihren garten naturnah gestalten, werden Sie auch im nächsten Jahr Logenplätze für den Vogelgesang haben!

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