Die Wilde Möhre gehört zu den häufigsten Sommerblumen. Mit ihren hohen Stängeln mit den weißen Blütendolden ist sie eine auffällige Schönheit. Und ihr Name deutet es schon an: Sie gehört zu den Stammpflanzen der heutigen Mohrrübe. Meist wird sie von Insekten umschwirrt.
Die Wilde Möhre: Urform der Mohrrübe
Die Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota) gehört nicht zu den Einwanderern, sie ist in Mitteleuropa heimisch. Vermutlich wurde aus ihr und zwei weiteren Arten – einer aus Südeuropa und einer aus dem Orient, die Kultur-Möhre gezüchtet. Allerdings sind die beliebten Rüben erst seit etwa 200 Jahren orange, was am enthaltenen Carotin liegt und dem Gemüse auch den Spitznamen Karotte gab.
Tiefe Wurzeln und ein Vogelnest
Aber zurück zur Wilden Möhre. Der Doldenblütler, der verwandt ist mit Gewürzpflanzen wie Anis, Dill und Fenchel, wird bis zu 1,20 Meter hoch, ihre Wurzel reicht bis zu 80 Zentimeter in die Erde. Die Blätter sind gefiedert. Auffällig sind die langen Hüllblätter bei noch nicht aufgegangenen Blüten (auf dem großen Foto links) – vor und nach der Blüte sieht die Dolde aus wie ein Vogelnest.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr!
Die Blütendolde der Wilden Möhre ist dicht und flach, Die Blätter duften würzig nach Möhren – neben den langen Hüllblättern bzw. dem „Vogelnest“ ein sicheres Merkmal, um die Wilde Möhre von giftigen Doldenblütlern wie dem Schierling zu unterscheiden (Hinweis: Schierling riecht intensiv nach Mäuse-Urin und sein Stängel trägt rote Flecken).
Kinderstube für den Schwalbenschwanz
Wildbienen, Käfer, Wanzen, Feldwespen und andere Insekten lieben die Blüten der Pflanze. Und für den Schwalbenschwanz, einen der schönsten heimischen Schmetterlinge, ist die Wilde Möhre die bevorzugte Kinderstube für die Raupen.
Ein Trick zum Anlocken von Bestäubern
Lieblings-Standort der Wilden Möhre sind Brachen, Wegränder und Frischwiesen. Sie mag es sonnig. Eine Besonderheit der Pflanze ist die sogenannte „Mohrenblüte“. Sie kann rötlich oder fast schwarz sein.
Allerdings gibt es sie nicht bei allen Blüten, wie das Foto zeigt. Diese Mohrenblüte wird aus gutem Grund auch „Scheininsekt“ genannt. Sie sieht auf den ersten Blick tatsächlich aus wie ein Insekt und soll vorbeifliegenden Insekten anzeigen, dass es sich lohnt, hier zu landen.
Essbare weiße Wurzeln
Dass die Wurzel der Wilden Möhre weiß ist, liegt am im Vergleich zur Kultur-Möhre geringen Anteil an Carotinen. Man kann sie essen. Bei älteren Pflanzen schmeckt sie sehr scharf und ist holzig, jüngere haben ein milderes Aroma. Der Geschmack ist – kein Wunder – ähnlich wie der von Möhren, nur etwas weniger intensiv.
Gesunde Inhaltsstoffe
Die Wurzeln enthalten ätherische Öle, Flavonoide, Lycopin, Mineralstoffe sowie die Vitamine B1, B2 und C. Auch Blätter und Blüten sind essbar und eine leckere Zutat für Salate. Ihr Geschmack erinnert an den von Petersilie. Auch die Samen sind verwendbar, man kann mit ihnen Suppen würzen.
Die Wilde Möhre duftet würzig und aromatisch
Aber bevor Sie zubeißen: Bitte unbedingt sicherstellen, dass Sie auch tatsächlich eine Wilde Möhre vor sich haben. Noch einmal die Unterscheidungsmerkmale: die Wilde Möhre duftet aromatisch karottenartig, ihre Blütendolden tragen oft eine dunkle „Mohrenblüte“, außerdem bilden sie vor und nach der Blüte eine Art „Vogelnest“ und die Hüllblätter darum sind sehr lang. Schierling dagegen riecht ammoniak-artig nach Mäuse-Urin und man erkennt meist rote Flecken am Stängel. Weiter oben ist der Stängel häufig mit einer weißen Schicht bedeckt, ähnlich wie der von Pflaumen.
Lange Blütezeit
Die Wilde Möhre blüht von Mai bis August, sie ist eine Sonnenanbeterin, die sandige und durchlässige Böden bevorzugt. Große Ansprüche an ihren Lebensraum hat sie nicht. Wenn Sie sie in Ihrem Garten anpflanzen möchten (Samen oder Jungpflanzen gibt es in guten Gartencentern oder im Internet), können Sie das am besten im Herbst oder im zeitigen Frühling tun.
Samen in den Kühlschrank legen
Damit die Samen keimen, brauchen sie Temperaturen um fünf Grad. Sie können die Samen einige Tage in den Kühlschrank legen und dann in Erde streuen. Während sie keimen, brauchen die Pflanzen ausreichend Feuchtigkeit, zu nasse Böden mögen sie allerdings nicht.
Eine Pflanze mit Heilkräften
Die Wurzeln können geerntet werden, bevor Blüten ausgebildet sind. Übrigens ist die Wilde Möhre nicht nur eine gute Küchen-Zutat, sie hat auch Heilkräfte. Früher wurde sie als Aphrodisiakum verwendet, aber auch gegen Hautverletzungen und Magenschmerzen. Erwiesen ist, dass sie dazu beiträgt, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, gegen Durchfall hilft und die Harnwege durchspült (hierfür wird ein Tee aus den Samen zubereitet). Sogar gegen Konzentrationsstörungen und leichte Depressionen soll die Pflanze helfen.
Hier können Sie die Wilde Möhre kaufen
Samen der Wilden Möhre bekommen Sie zum Beispiel online bei der Gärtnerei Rühlemanns. Als fertige Pflanze gibt es sie u.a. bei der NaturGartenWelt.
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