Ein Zitronenfalter im Winter? Der muss sich doch wohl in der Jahreszeit geirrt haben… Für Schmetterlinge ist es doch viel zu kalt. Oder?
So übersteht der Zitronenfalter den Winter
Nein, das ist kein Aprilscherz: Den Zitronenfalter kann man im Winter tatsächlich sehen. Er ist die einzige europäische Schmetterlingsart, die ohne Schutz in freier Vegetation überwintern kann. Er verfällt in eine Winterstarre. Auf diese Weise schafft der Zitronenfalter (der übrigens das Insekt des Jahres 2002 war) eine Lebensspanne von zwölf Monaten – auch das ist europäischer Rekord bei Schmetterlingen.
Schmetterling mit Frostschutzmittel
Um die eisigen Temperaturen überstehen zu können, bildet der Zitronenfalter im Winter ein „Frostschutzmittel“ aus Glycerin, Sorbit und Eiweißen. Auf diese Weise sorgt er dafür, dass der Gefrierpunkt seiner Körperflüssigkeiten extrem sinkt – minus 20 Grad hält er auf diese Weise schon mal aus. Die kalte Zeit verbringt er auf einem Zweig oder im Laub, manchmal wochenlang ohne jede Bewegung – selbst wenn er von Schnee bedeckt wird.
Frühstarter im Frühling
Wenn die Temperaturen wieder steigen, wird der Schmetterling aktiv – als eines der ersten Insekten, die im Frühling unterwegs sind. Damit ist der Zitronenfalter ein ähnlicher Frühstarter wie der Haselstrauch, der sich ebenfalls mit raffinierten Tricks einen Vorteil verschafft.
Der Zitronenfalter nutzt die Noch-Winter-Zeit, die andere Schmetterlinge noch als Puppe oder gut geschützt in Höhlen oder Dachböden verbringen. Kurz nach der Paarung legt das Weibchen die Eier ab, im Mai schlüpfen die grünen, perfekt getarnten Raupen – und im Juni beginnt die Verwandlung zum Schmetterling.
Wo der Zitronenfalter den Winter verbringt
Wer im Winter einen Zitronenfalter sehen will, sollte mal unter ein Brombeerblatt gucken. Aber Vorsicht – nicht stören! Auch in Baumspalten, in Efeu oder an Grasbüscheln verbringt der Schmetterling die kalte Jahreszeit. Im Frühling flattert er dann klammert er sich fest. Sobald es wieder wärmer ist, kann man dem Schmetterling in Wäldern oder Parks begegnen – er gehört zu den noch ziemlich häufigen Arten. Wer ihn anlocken will, der sollte Pflanzen mit rotvioletten Blüten in den Garten oder auf den Balkon stellen, zum Beispiel Sommerflieder. Der ist auch für andere Falter vom Kleinen Fuchs bis zum Tagpfauenauge unwiderstehlich.