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Park & Platz Wildes Berlin

Die Raben aus dem Park

Im Park bei uns in der Nachbarschaft wohnen zwei Raben. Manchmal sieht man sie, häufiger aber kann man sie hören – ein knarzendes „krock“ in den Bäumen oder hoch oben am Himmel. Es sind wunderschöne Vögel, die ihren Ruf als Unglücksbringer absolut nicht verdienen. Eher eine Hommage: Kolkraben nämlich sind nicht nur hochintelligent, sondern auch noch sehr selten.

Der Rabe ruft seinen Namen

Mit seiner Länge von 60 Zentimetern und einer Flügelspannweite von 1,30 Metern  ist der  Kolkrabe (der wissenschaftliche Name lautet Corvus Corax) deutlich größer als die Krähe. Sein schwarzglänzendes Gefieder und der kräftige Schnabel machen den Vogel zu einer sehr auffälligen Erscheinung. Im Flug kann man ihn an seinem keilförmigen Schwanz erkennen. Und wenn er sich zu Wort meldet, entgeht das auch niemandem. Im Grunde genommen krächzt der Kolkrabe seinen Namen: Mit etwas Phantasie klingt der Ruf tatsächlich wie „Kolk“.

Unbeliebter Überlebenskünstler

Zuhause ist der Rabe  in vielen Teilen der Welt. Kälte macht ihm nichts aus, Hitze auch nicht. Und weil er ein Allesfresser ist, kann er eigentlich überall überleben, vom Gebirge über die Wüste bis zur Stadt. Eigentlich müsste es also sehr viele Raben geben. Doch jetzt kommt der traurige Teil dieser Geschichte. Viele Jahrhunderte lang wurden die Vögel brutal verfolgt. Weil sie Jägern ihre Beute und Landwirten ihr Vieh gestohlen haben sollen. Weil ihr pechschwarzes Gefieder schon seit Urzeiten mit Dunkelheit und Unglück in Verbindung gebracht wurde.

Von wegen Rabeneltern

Der Rabe kommt in Märchen vor („Die sieben Raben“ der Brüder Grimm), in der Mythologie (Odins Raben Hugin und Munin), er war Unglücksbote in Ovids „Metamorphosen“ und spielt eine wichtige, wenngleich nicht freiwillige Rolle im  Tower of London (an ihm hängt das Heil des Königreiches…). Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Sogar im simplen Kinderlied „Hoppe, hoppe, Reiter“ spielt der Rabe eine unrühmliche Rolle („fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben“). Begriffe wie Rabeneltern (der Rabe sorgt ganz entgegen dieses Wortes liebevoll für seinen Nachwuchs, der schon im Februar oder März schlüpft) haben ihm auch  nicht gutgetan.

Der Rabe: hochintelligent  und verspielt

Was stimmt, ist, dass der Rabe ein hochintelligenter Vogel ist. Auf der Suche nach Futter gräbt er Löcher, lässt Nüsse oder Schneckenhäuser auf harte Untergründe fallen, um sie zu zerknacken, er entwickelt raffinierte Strategien, um Vogeleier zu erbeuten und er hat vergnügliche Spiele entdeckt. Schlittenfahren zum Beispiel, im Schnee kugeln oder schaukeln. Ach ja: Treu ist er auch. Die beiden bei uns im Park sind schon seit vielen Jahren zusammen.

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2 Antworten auf „Die Raben aus dem Park“

Können Sie mir mehr über Raben berichten. Ich erforsche seit ca. 50 Jahren das Leben der Raben, Dohlen und Elstern und habe feststellen, die Raben bediehnen sich zur Verständigung einer ihrer Sprache!
MfG Friedrich B.

Hallo, Herr Böttcher, ich bin auf dem Gebiet leider keine Expertin. Aber Sie könnten sich an Derk Ehlert vom Nabu wenden, er ist Naturschutzexperte und Vorstand der nach ihm benannten Stiftung. Er kann Ihnen ganz sicher Informationen geben.
Herzliche Grüße, Silke Böttcher

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