Fast 98 Prozent der Deutschen sind davon überzeugt, dass der Mensch eine Verantwortung für die Natur hat, und 68 Prozent meinen, dass die Artenvielfalt durch Luft-, Boden- und Wasser-Verschmutzung stark bedroht ist. Das ergab im vorigen Sommer eine Eurobarometer-Umfrage. 92 Prozent der Befragten glauben zudem, dass die Bekämpfung des Klimawandel nur mit Hilfe des Umweltschutzes möglich ist.
Immer weniger Insekten sind zu sehen
Inzwischen muss man sich schon sehr anstrengen, um die Veränderungen nicht wahrzunehmen. Es gibt immer weniger Insekten – typisches Beispiel ist die Windschutzscheibe am Auto, die man früher im Sommer oft mehrmals pro Tag von toten Insekten befreien musste. Diese Zeiten sind lange vorbei. Wer sich allerdings darüber freut, der hat nicht viel verstanden.
Studien zeigen Rückgang der Fluginsekten
Insekten sind die artenreichste Gruppe der Lebewesen, sie stellen etwa 70 Prozent der Tierarten weltweit. Schon 2017 ergab eine Langzeitstudie des Entomologischen Vereins Krefeld, dass die Zahl der Fluginsekten in Deutschland innerhalb von 30 Jahren um drei Viertel zurückgegangen ist.
Weitere Studien etwa von der Technischen Universität München bestätigen das. Auf Wiesen und in Wäldern ging die Zahl der Arten zwischen 2008 und 2017 um etwa ein Drittel zurück, in Graslandschaften sogar um 67 Prozent.
Die Ursachen für den Rückgang der Artenvielfalt
Hauptursachen für den Rückgang der Artenvielfalt sind intensive Landwirtschaft mit Pestiziden und Düngemitteln, die Entwaldung, die Veränderung von Flüssen und Feuchtgebieten und der Klimawandel. Wo Auenwälder Nadelbaumforsten weichen müssen und Flüsse zu Kanälen werden, finden nicht nur Insekten keinen Lebensraum mehr – die gesamte biologische Vielfalt ist gefährdet.
36 Prozent der einheimischen Tierarten sind gefährdet
Der WWF meldete im März, dass 26 Prozent der etwa 3000 einheimischen Farn- und Blütenpflanzen bestandsgefährdet sind (fast zwei Prozent sind sogar schon ausgestorben), 36 Prozent der einheimischen Tierarten bedroht und drei Prozent ausgestorben oder verschollen sind und dass insgesamt über 70 Prozent der Lebensräume als „gefährdet“ eingestuft werden. Damit hat Deutschland die höchsten Gefährdungsraten für die Artenvielfalt in Europa.
Jeder kann etwas für die Artenvielfalt tun
Es ist also höchste Zeit, sich für den Naturschutz einzusetzen. Die gute Nachricht: Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, die Artenvielfalt zu erhalten.
Insektenhotel aufstellen
Etwa durch ein Insektenhotel, das man im Garten oder auf dem Balkon anbringen kann. Wildbienen und andere Insekten finden nämlich in Städten nur noch wenig Lebensräume zum Nisten und Überwintern. Ein Insektenhotel mit durchlöcherten Holzklötzen und unterschiedlich großen Rundhölzern hilft ihnen. Man kann es kaufen oder selbst bauen.
Wildblumen für Garten oder Balkon
Haben Sie schon mal an einer richtig üppigen Wildblumenwiese gestanden und neben den Augen auch die Ohren aufgesperrt? Dann haben Sie die unzähligen Insekten bemerkt, die dort herumschwirren. Eine solche Wiese ist das reinste Paradies für Bienen und Schmetterlinge und damit ein blühendes Zeichen für Artenvielfalt. Wer nur wenig Platz hat, kann auch einen großen Blumentopf nehmen. Samenmischungen (am besten in Bioqualität) gibt es im Gartencenter.
- Sonnenanbeter: Thymian, Karthäusernelke, Wiesenstorchschnabel, Katzenminze, Lavendel und Gewöhnlicher Natternkopf
- Halbschatten-Liebhaber: Wiesensalbei, Wiesenglockenblume, Echtes Seifenkraut und Ausdauernder Lein
- Schatten-Pflanzen: Akelei, Walderdbeere, Gewöhnliche Braunelle, Wald-Sauerklee und Echte Goldnessel.
- Weitere Tipps vom Nabu finden Sie hier
Umweltfreundlich gärtnern
Dass man sich im Blumenkasten oder im Beet über Blattläuse ärgert, ist klar, aber wer umweltfreundlich gärtnern will, der verzichtet auf Pestizide und sucht Alternativen. Etwa in Gestalt von Nützlingen wie Florfliegen, Schlupfwespen oder Marienkäfern oder mit biologischen Pflanzenschutzmitteln wie Pflanzenjauche oder einem Vlies über dem Gemüsebeet. Wer als Dünger Kompost und Pflanzenjauche einsetzt, hält die Pflanzen gesund und fördert die Artenvielfalt, indem er nützliche Insekten schützt.
Blumenerde ohne Torf verwenden
Moore gehören zu den besonders gefährdeten Landschaftsarten und sind zudem fürs Klima extrem wichtig. Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche belegen, speichern sie doppelt so viel Kohlendioxid wie sämtliche Wälder der Erde zusammen! Wenn Moore zerstört werden, setzen sie große Mengen der klimaschädlichen Gase frei. Eine Gefahr für die Moore ist der Torfabbau – 60 Prozent der Moore in Europa wurden dadurch schon zerstört. Deshalb sollte man beim Kaufen von Blumenerde dringend darauf achten, dass sie torffrei ist. Wenn man keinen eigenen Kompost hat, kann man torffreie Erde kaufen, die u.a. Rindenhumus, Hanf- oder Holzfasern enthalten.
Machen Sie Baumschnittreste zu Tier-Unterkünften
Wer Ordnung liebt, sollte damit im Garten etwas zurückhaltend sein. Reste vom Obstbaumschnitt zum Beispiel, die man in einer Ecke des Gartens aufschichtet, sind für Reptilien, aber auch für Vögel wie den Zaunkönig ein idealer Unterschlupf. Auch so lässt sich etwas für die Artenvielfalt tun.
Sichtschutz aus heimischen Hölzern
Es muss ja nicht immer die streng gestutzte Thujahecke sein: Als Sicht- und Windschutz eignen sich auch Hecken aus Kornelkirsche, Schlehe, Wildrose, Holunder oder Brombeere. Sie sind effektive Staub- und Abgasfänger, einige liefern leckere Früchte und bieten vielen Tierarten Unterschlupf.
Unterstützung für Schwalben
Schwalben sind Glücksbringer, die ihre Nester gern an Gebäuden bauen. Wegen der Kotflecken an den Fassaden nicht immer zur Freude der Hausbesitzer. Um das zu vermeiden, kann man Nistsimse oder Kotbrettchen unterhalb der Nester anbringen. Auch Fledermäusen kann man helfen – die nächtlichen Flieger finden heute kaum noch Lebensräume. Eine gute Alternative sind Fledermauskästen, die man an Bäumen oder Gebäuden anbringen kann.
Artenvielfalt beim Einkauf fördern
Auch beim Einkaufen kann man etwas Gutes tun und die Artenvielfalt fördern. Indem man Bioprodukte kauft (am besten saisonal und regionale Lebensmittel). Auf Bio-Äckern nämlich dürfen Wildkräuter stehenbleiben, es wird wenig Dünger eingesetzt und auf Pestizide verzichten die Bauern ganz.
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