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Das Landkärtchen und seine zwei Gesichter

Das Landkärtchen gehört zu den Schmetterlingen, die es den Menschen wirklich nicht leicht machen, es zu bestimmen. Das liegt daran, dass es zwei Generationen gibt – und beide sehen sehr unterschiedlich aus. Gerade wurde es von der BFA Entomologie im NABU zum Insekt des Jahres 2023 gekürt.

Das Landkärtchen ist im Frühling orangebraun

Im Frühling ist das Landkärtchen, das zur Familie der Edelfalter gehört und seinen Namen der landkarten-ähnlichen Zeichnung auf den Flügelunterseiten verdankt, braunorange gefärbt. Es hat dunkle und ein paar weiße Flecken auf bräunlichem Untergrund. Diese Form ist zudem ein bisschen kleiner als die, die im Sommer fliegt. Sie trägt dann den wissenschaftlichen Namen Araschnia levana f. levana, während die Sommerform Araschnia levana f. prorsa heißt.

Schwarze Sommerform

Im Sommer dagegen sind die Schmetterlinge schwarz mit gelben Flecken und weißen Bändern. Sie haben dann ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Kleinen Eisvogel. Die Flügelunterseiten beider Formen sind ähnlich. Bei dem Schmetterling sehen Männchen und Weibchen der beiden Formen jeweils gleich aus.

Temperatur und Licht nehmen Einfluss

Dass es so unterschiedliche Formen gibt (Saison-Dimorphismus genannt), liegt an der Temperatur und der Tageslichtdauer während der Puppen-Ruhe. Das bedeutet: Wenn die Puppe im Winter dem weniger langen Tageslicht ausgesetzt ist, schlüpft eine orangebraune Frühjahrsgeneration. Wenn die Tage länger werden, entstehen die dunklen Falter der Sommergeneration. Lange Zeit war auch Experten nicht bekannt, dass es die beiden Formen gibt – sie waren überzeugt, dass es unterschiedliche Arten sind.

Die Sommerform allerdings ist deutlich häufiger. Der Grund: Nur ein Teil der Puppen übersteht den Winter.

Im gemäßigten Europa unterwegs

Landkärtchen kann man überall in den gemäßigten Zonen Europas sehen, nur rund ums Mittelmeer, auf den Britischen Inseln und in Skandinavien gibt es sie nicht.

Vorliebe für lichte Wälder und Waldränder

Bevorzugter Lebensraum des Schmetterlings sind Waldränder, feuchte, lichte Wälder und Auen. Die Raupen brauchen viel Luftfeuchtigkeit und Schatten, die ausgewachsenen Tiere sind auf eine große Zahl blühender Pflanzen angewiesen.

Die Frühjahrsform hat eine Vorliebe für Schlehe, Weißdorn, Sternmiere sowie Hahnenfußgewächse wie die Sumpfdotterblume. Die Exemplare der Sommergeneration liebt Bärenklau, Wilde Möhre, Engelwurz, Wiesenkerbel, Wasserdost, Ackerkratzdistel, Goldrute und allgemein weiße Doldenblütler.

Türmchen aus grünen Eiern

Nach der Paarung legt das Weibchen bis zu zehn grüne Eier auf der Unterseite von Brennessel-Blättern ab. Die Eier bilden kleine Türmchen. Die geschlüpften Raupen kann man an zwei Dornen am Kopf erkennen. Sie bleibt meist an der Brennessel und frisst sie im Lauf der Tage etwa 20 Zentimeter unterhalb der Triebspitze kahl.

So schaffen Sie Lebensraum fürs Landkärtchen

Übrigens können auch Sie etwas tun, um Landkärtchen in Ihren Garten zu locken: Lassen Sie an halbschattigen Orten in der Nähe von Nektarpflanzen einfach die Brennesseln stehen. Sie sind wichtige Entwicklungsorte für Raupen und Puppen – übrigens auch noch für andere Schmetterlinge: Die Große Brennessel ist Futterquelle für stolze 36 Schmetterlingsarten, darunter die Raupen von Kleinem Fuchs, Tagpfauenauge und Admiral.

Weitere Infos über naturnahe und insektenfreundliche Gärten finden Sie auf der Seite des Nabu.

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